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Ein wandelndes Wahrzeichen Afrikas wurde endlich unter Schutz gestellt.
Foto: REUTERS/Goran Tomasevic

Genf – Als "Eingeständnis des Notstandes" bilanzierte Ivonne Higuero die Beschlüsse, die auf der jüngsten Konferenz zum Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) getroffen wurden. Die CITES-Generalsekretärin betonte einmal mehr die Bedeutung strenger Regeln für den Handel mit wildlebenden Tieren und daraus hergestellten Produkten für den Erhalt der Artenvielfalt. Und die ist an allen Ecken und Enden bedroht.

Die Ergebnisse der zwölftägigen Beratungen, an denen Vertreter von mehr als 180 Staaten teilgenommen hatten, wurden von Umweltschützern mehrheitlich positiv gesehen. Der WWF etwa begrüßte die Beschlüsse als "bedeutsames Engagement für die Zukunft tausender Arten". Dass weiteren Arten ein Schutzstatus zugewiesen wurde, bezeichnete Susan Lieberman von der US-Naturschutzstiftung Wildlife Conservation Society als "bittersüßen Erfolg" – immerhin bedeute dies auch, dass immer mehr Arten vom Aussterben bedroht seien.

Giraffen und Nashörner

Als eines der wichtigsten Ergebnisse der diesjährigen Konferenz gilt, dass erstmals Giraffen einen Schutzstatus erhalten. Der Grund: Ihr Bestand ist in den vergangenen 30 Jahren um 40 Prozent zurückgegangen und liegt nun bei unter 100.000 Tieren. Dazu kommt noch, dass sich laut jüngeren genetischen Analysen Giraffen in mehrere Unterarten gliedern, zwischen denen kein genetischer Austausch stattfindet. Es handelt sich also eigentlich um mehrere getrennt zu betrachtende Bestände, die kleiner und daher auch gefährdeter sind, als es bei einer großen Gesamtpopulation der Fall wäre.

Dass die sanften Riesen nun in den Anhang II des Artenschutzabkommens aufgenommen werden, hat konkrete Folgen: Erstmals wird der internationale Handel mit Fleisch, Leder und Jagdtrophäen oder die Verschiffung von lebenden Giraffen an Zoos und Zirkusse reguliert. Damit ist der Handel künftig nur noch möglich, wenn das Exportland nachweist, dass die Bestände dadurch nicht gefährdet werden.

Ein wichtiger Beschluss war auch, dass der seit mehr als 40 Jahren verbotene Handel mit dem Horn des Breitmaulnashorns bestehen bleibt. Swasiland wollte seine Lagerbestände verkaufen sowie das nachwachsende Horn seiner 66 Nashörner kommerziell nutzen dürfen. Dieser Antrag wurde jedoch abgelehnt – ebenso wie der Wunsch Namibias, den Schutz seiner Nashörner aufzuweichen.

Elefanten und Mammuts

Die von Sambia, Botswana, Namibia und Simbabwe beantragte Aufweichung des seit fast 30 Jahren verbotenen Elfenbeinhandels wurde ebenfalls abgelehnt. Vielmehr riefen die CITES-Staaten alle Länder auf, ihre Märkte für Elfenbeinhandel zu schließen, denn auch legaler Handel beflügele letztlich die Wilderei.

Nach einer hitzigen Debatte mit afrikanischen Vertretern wurde ein Verbot des Exports wild gefangener Afrikanischer Elefanten beschlossen, was insbesondere den Nachschub für Zoos betrifft. Mit den Elefanten soll künftig nur noch Handel getrieben werden, wenn dies ihrem Erhalt in freier Wildbahn dient. Der Hintergrund: Nach Schätzungen der Weltnaturschutzunion (IUCN) ist die Zahl Afrikanischer Elefanten seit 1980 von 1,3 Millionen auf gut 400.000 zusammengeschrumpft.

Etwas skurril klingt aufs erste Hinhören, dass Mammuts kein Schutzstatus zuerkannt wurde. Ein entsprechender Antrag Israels hatte aber einen ganz pragmatischen Grund: Die auftauenden Permafrostböden in Kanada und Russland geben immer mehr Mammutstoßzähne aus der Eiszeit frei. Der Handel damit ist erlaubt – und könnte Schmugglern ein Alibi verschaffen, illegal beschafftes Elefanten-Elfenbein als Mammut-Elfenbein zu deklarieren. Der Antrag wurde dennoch abgelehnt.

Haie und Rochen

Auch 18 Hai- und Rochenarten wurden auf der Konferenz per Mehrheitsbeschluss unter Schutz gestellt – zusätzlich zu 20 anderen, die bereits gelistet waren. Die neuen Schützlinge kommen aus den Gruppen der Makohaie und Gitarrenrochen und sind nach Angaben der Weltnaturschutzunion (IUCN) stark gefährdet. Die Knorpelfische sind wegen ihrer Flossen in China begehrt – doch auch Neuseeland hatte den Antrag zu verhindern versucht und argumentiert, es gebe noch Millionen von Makohaien in den Weltmeeren.

Außerdem wurde der Handel mit diversen Arten von Geckos, Agamen, Spinnen und anderen exotischen Kleintieren, die in Europa gern als "Haustiere" gehalten werden, unter Überwachung gestellt oder gleich ganz verboten. Die meisten der betroffenen Tiere sind in ihren Heimatländern vom Aussterben bedroht, dennoch war der Handel bisher kaum reguliert. Und einmal aus dem Land geschmuggelt, konnten sie frei verkauft werden. Nun sind viele Arten auf Anhang 1 des Abkommens mit einem völligen Verkaufsverbot oder Anhang 2 mit überwachtem Handel gelistet. (red, 29. 8. 2019)