Viele Feuer wurden offenbar von Farmern auf abgeholzten Flächen gelegt, um neue Weideflächen und Ackerland für den Sojaanbau zu schaffen.

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Angesichts der verheerenden Brände im Amazonasgebiet will Brasiliens Staatschef Jair Bolsonaro Medienberichten zufolge das Abbrennen von Flächen für die Dauer von zwei Monaten verbieten. Der ultrarechte Politiker unterzeichnete in der Nacht auf Donnerstag ein entsprechendes landesweit geltendes Dekret, wie mehrere Medien unter Berufung auf Regierungskreise berichteten.

Das Dekret sollte am Donnerstag im Amtsblatt veröffentlicht werden. Es soll Ausnahmen von dem Verbot geben. Die Einzelheiten waren zunächst nicht bekannt. Das Abbrennen landwirtschaftlicher Flächen ist in Brasilien traditionell verbreitet. Es kann von den Behörden fallweise genehmigt werden. Bolsonaro ist angesichts der drastischen Zunahme der Brandherde vor allem im Amazonasgebiet in diesem Jahr international unter zunehmenden Druck geraten.

Klimawandel-Skepsis

Kritiker werfen der brasilianischen Regierung vor, nicht energisch genug gegen das Absengen von Agrarflächen und die Brandrodung von Wäldern vorzugehen. Der rechtsradikale Präsident ist eng mit der brasilianischen Agrarlobby verbündet und zweifelt den von Menschen verursachten Klimawandel an.

In den vergangenen Tagen wurden 1.044 neue Brände registriert. Die Gesamtzahl seit Jahresbeginn stieg damit auf mehr als 83.000. Davon befanden sich mehr als die Hälfte im Amazonasgebiet. Die Zahl der Feuer ist die höchste seit dem Jahr 2010. Derzeit sind 3.900 Soldaten, hunderte Fahrzeuge und 18 Flugzeuge zur Brandbekämpfung im Einsatz.

Die EU hat zwischen den Jahren 2000 und 2009 mindestens eine Million Tonnen CO2 in Form von Waren importiert, für die Regenwald gerodet wurde. Das entspricht einer jährlich entwaldeten Fläche von einer Million Fußballfeldern.
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Chile kündigte die Entsendung von vier Flugzeugen zur Unterstützung an. Am 6. September soll es in Leticia im Süden Kolumbiens einen Regionalgipfel unter Beteiligung Brasiliens, Perus und Kolumbiens zur Koordination der Schutzmaßnahmen im Amazonas-Gebiet geben.

Vorwurf an Deutschland und Frankreich: Kolonialistische Herangehensweise

Bolsonaro wiederholte am Mittwoch seine Kritik an Deutschland und "besonders Frankreich", denen er vorwarf, sie wollten mit ihrem Angebot finanzieller Hilfen zum Schutz des Amazonas die Souveränität Brasiliens aushöhlen. Der brasilianische Präsident hatte seinem französischen Kollegen im Zusammenhang mit dem G7-Gipfel in Biarritz eine kolonialistische Herangehensweise an das Problem vorgeworfen. Am Mittwoch verwies er nochmals auf die Größe Brasiliens, das nicht zum Verkauf stehe, zeigte sich aber bereit, "bilaterale Hilfe zu akzeptieren".

Diese Karte des Nasa-Instituts Earth Observatory zeigt aktive Brandherde in Südamerika zwischen dem 15. und dem 22. August 2019.
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Auch in Bolivien brennt der Amazonas-Regenwald. Die bolivianische Regierung erklärte am Mittwoch, Feuer hätten in diesem Jahr bereits 1,2 Millionen Hektar Wald und Grasland verwüstet. Umweltschützer gehen von einer deutlich größeren Fläche aus. Boliviens linksgerichteter Präsident Evo Morales ist wegen der Brände ebenfalls in die Kritik geraten. (red, APA, 29.8.2019)