In Wien wurden laut Stadtregierung 100 neue Klassen geschaffen. Kritisiert wird aber der Bund, der beim Ausbau von Gymnasien und HTLs geschlafen habe, meint Bildungsdirektor Heinrich Himmer.

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Wien – Für tausende Kinder und Jugendliche im Osten Österreichs beginnt ab Montag das neue Schuljahr. Allein in Wien sind es nach Angaben der Stadt knapp 240.000 Schülerinnen und Schüler, darunter 17.000 Taferlklassler. Das zuletzt starke Bevölkerungswachstum Wiens hat auch unmittelbar Auswirkungen auf die Schülerzahlen, die ebenfalls gestiegen sind: 2012/13 besuchten etwa rund 225.000 Schüler eine Bildungseinrichtung – um knapp 15.000 weniger als in diesem Schuljahr.

Für die Stadt bedeutet diese Entwicklung eine große – auch finanzielle – Herausforderung. Allein heuer seien 100 neue Klassen geschaffen worden, sagte Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) am Donnerstag.

Sechs Schulgebäude seien erweitert, 34 weitere saniert worden. Die Investitionssumme belaufe sich auf insgesamt 170 Millionen Euro. Hervor sticht der neu errichtete Bildungscampus Berresgasse, der seinen Betrieb mit Kindergarten, Ganztagsvolksschule und Neuer Mittelschule aufnimmt.

Warten auf Bundesschulen

Gar nicht zufrieden ist man in der Wiener Stadtregierung in Sachen Schulausbau aber mit der Performance des Bundes. Wien warte auf neue allgemeinbildende höhere Schulen (AHS) und berufsbildende höhere Schulen (BHS), sagte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Der Bund habe etwa bei den Gymnasien in puncto Ausbau geschlafen, meinte Bildungsdirektor Heinrich Himmer. Der Status quo funktioniere nur deswegen, "weil Schulen bereit sind, mehr Schüler aufzunehmen, als sie müssten. Deswegen sind sehr viele Klassen sehr, sehr voll."

In Sachen höhere technische Lehranstalten, kurz HTL, ist laut Czernohorszky der letzte neue Bau, das Schulzentrum HTL/HAK Ungargasse, vor mehr als 30 Jahren erfolgt. Die HTL Ottakring, die es seit dem Jahr 1999 gibt, entstand durch die Übersiedlung der HTL Schellinggasse, der die Räumlichkeiten im ersten Bezirk zu klein wurden.

Zwei neue Gymnasien eröffnet

Bei den Gymnasien gab es hingegen in den letzten Jahren neben Erweiterungen vorhandener Räumlichkeiten auch die Errichtung von Neubauten. Die AHS Wien West auf dem Areal einer ehemaligen Kaserne in Penzing wurde im September 2018 eröffnet. Und seit September 2017 gibt es ein Gymnasium in der Seestadt Aspern. In Wien besucht mehr als jeder zweite Schüler der fünften Schulstufe eine AHS, konkret sind es laut Statistik Austria 52,3 Prozent. Das ist österreichweit mit Abstand der höchste Wert.

Czernohorszky fordert weitere Initiativen durch den Bund: Er verwies darauf, dass in den kommenden 15 Jahren das Segment der 15- bis 19-Jährigen in Wien um mehr als 10.000 Jugendliche ansteigen werde. Für diese brauche es Schulräume und Ausbildungsplätze. Im Büro des Bildungsstadtrats geht man davon aus, dass es "mindestens zehn große, neue Schulstandorte" benötige.

Keine Time-out-Klassen

Noch nicht klar ist, wie Wien mit dem von Ex-Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) vorangetriebenen Projekt von Time-out-Klassen für verhaltensauffällige oder gewalttätige Schüler umgehen wird. Die neue Ministerin Iris Rauskala hatte angekündigt, an den Plänen festzuhalten. Laut Bildungsdirektor Himmer ist Wien in die Entwicklung aber "nicht eingebunden. Es gibt keine Gespräche." Es stehe aber fest, dass es zu Schulbeginn vorerst keine Time-out-Klassen geben werde. (David Krutzler, 29.8.2019)