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Der Papamonat habe maximal Eventcharakter für den Vater, urteilen Expertinnen. Außerdem werde er zu schlecht bezahlt.

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Gemeinsam das Kind baden, füttern und zum Einschlafen bringen, sich beim Windeltausch abwechseln: Durch den Papamonat soll die junge Familie zusammenwachsen. Und nebenbei soll er dabei helfen, mehr Männer für eine Karenz zu begeistern und traditionelle Geschlechterrollen aufzubrechen.

Im Prinzip ist es eine vierwöchige berufliche Auszeit für den Vater, die Anfang Juli im Nationalrat beschlossen wurde. Gedacht ist sie für die Zeit direkt nach der Geburt des Kindes. Die Mutter ist dann in Mutterschutz und damit auch zu Hause. Während bisher nur Beamte einen Papamonat beantragen konnten, haben seit 1. September alle Väter Anspruch darauf. Die Auszeit ist unbezahlt, es gibt also kein Gehalt, lediglich 700 Euro als Ausgleichszahlung vom Staat.

700 Euro seien zu wenig

Aber nicht alle sind von der Umsetzung des Papamonats überzeugt. So heißt es beispielsweise von der Arbeiterkammer (AK), dass der Betrag, den die Väter monatlich bekommen, nicht ausreiche. "Weil viele Familien sich das nicht leisten können", sei die Gefahr hoch, dass der Papamonat nicht in Anspruch genommen wird, sagt Bernadette Pöcheim vom Frauenreferat der AK. Zudem werden die 700 Euro später wieder vom Kinderbetreuungsgeld abgezogen. Damit sei der Papamonat de facto gar nicht bezahlt.

Das kritisiert auch Sonja Dörfler vom Österreichischen Institut für Familienforschung. "Finanziell attraktiv ist der Papamonat nicht", sagt die Soziologin im STANDARD-Gespräch. Wie internationale Studien nachweisen würden, werde eine solche Auszeit umso mehr genutzt, je höher der Zuschuss ist. In Schweden, wo das Modell seinen Ursprung hat, entscheiden sich laut Dörfler viele Väter dafür. Der Vater habe dort Anrecht auf zwei Wochen Betreuungsurlaub direkt nach der Geburt – und bekommt in dieser Zeit einen Einkommensersatz von rund 78% ausbezahlt.

Die Expertinnen sind sich einig: Um auch in Österreich Väter für den Papamonat zu begeistern, müsste es mehr Geld geben. Die Arbeiterkammer fordert 80 Prozent des letzten Monatseinkommens, und der Betrag dürfe nicht vom Kinderbetreuungsgeld abgezogen werden. Soziologin Dörfler plädiert für einen Betrag, der sich möglichst nach dem letzten Monatseinkommen richtet.

Besser: Väterkarenz

Und können durch den Papamonat traditionelle Rollen aufgebrochen werden? Das glaubt Familienforscherin Dörfler nicht. "Während des einen Monats kümmert sich nach wie vor zumeist die Mutter um das Kind." Der Vater könne eine Unterstützung sein.

Coach und Unternehmensberaterin Verena Florian sieht das ähnlich. Sie hat für ihr Buch "Rollentausch" Familien interviewt, die das Rollenbild aufgebrochen haben, und ist der Meinung, das Monat zu Hause habe für den Vater nur "Eventcharakter". "Er verschwindet dann meistens wieder aus dem Leben der Kinder, und der Frau bleibt die Last der Familienarbeit."

Für mehr Gleichberechtigung kann der Papamonat also nicht sorgen, so die einhellige Meinung der Expertinnen. Weit wirksamer sei es, wenn der Papa länger zu Hause beim Kind bleibt, also auch in Karenz geht. Familienforscherin Dörfler sagt, dass eine Mindestdauer von vier Monaten ideal sei, um die Beteiligung von Vätern an der Kinderbetreuung nachhaltig zu erhöhen. Das würden internationale Studien zeigen. In Österreich geht laut Statistiken nur jeder fünfte Vater überhaupt in Karenz, und das meist nur für kurze Zeit.

Klares Bekenntnis gefordert

Derzeit bekommen Paare, die sich die Karenz aufteilen, einmalig einen Bonus von 500 Euro. Außerdem können sie beim einkommensabhängigen Modell vierzehn statt zwölf Monate Karenzgeld beziehen. Diese Anreize gehen für Dörfler in die richtige Richtung, aber nicht weit genug. "Wir haben ein Wertesystem, das die Mutter als hauptverantwortlich für die Familie begreift." Wolle man daran etwas ändern, brauche es stärkere Lenkungsmaßnahmen – etwa "einen eigenen, für den Vater reservierten Anteil an der Karenz". Anstatt eines "österreichischen Kompromisses" brauche es "ein klares Bekenntnis" der Politik zu einer partnerschaftlichen Arbeitsteilung. (Lisa Breit, 2.8.2019)