Foto: Transport Fever 2 (Alpha)
Foto: Transport Fever 2 (Alpha)
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Foto: Transport Fever 2
Foto: Transport Fever 2
Foto: Transport Fever 2
Foto: Transport Fever 2
Foto: Transport Fever 2
Foto: Transport Fever 2
Foto: Transport Fever 2

Es ist ein etwas spezieller Schlag unter den Gamern, der seine Zeit in Spiele steckt, die minutiös Berufe vom LKW-Fahrer bis zum Bauern oder Holzfahrer simulieren. Eine größere Perspektive bietet Transport Fever des Publishers Astragon. Hier gibt man sich nicht mit einem Transportfahrzeug zufrieden, sondern errichtet als "Manager für alles" umfassende Logistikketten.

Nun steht Transport Fever 2 in den Startlöchern und soll gegen Jahresende erscheinen und bringt eine Reihe an neuen Features mit. DER STANDARD konnte sich auf der Gamescom im Transportmanagement erproben.

Transport Fever 2

Mehr Details, bitte

Nicht ganz zufällig erinnert Transport Fever 2 an den Klassiker Transport Tycoon oder dessen spiritueller Open Source-Quasinachfolger OpenTTD. Der offensichtlichste Unterschied ist, dass das "Transportfieber" sich nicht in der isometrischen Perspektive, sondern in einer 3D-Ansicht ausbreitet, die im Vergleich zum ersten Teil deutlich aufgebohrt wurde. Besonders Mühe gegeben haben sich die Entwickler bei den Landschaftsdetails.

Der wesentliche Grund für den hohen Aufwand schließt den Bogen zur Einleitung: Viele Transport Fever-Spieler lieben es, sich als "Beifahrer" einfach nur in eines ihrer Fahrzeuge zu setzen und dabei zuzusehen, wie es Waren oder Personen von A nach B bringt. Und tatsächlich entfaltet das Mitfahrfeature, mit dem man den Ausblick von der Fahrt durch Wald und Wiese bis hinein in die (meistens) recht lebendig wirkenden Städte genießen kann, eine gewisse entspannende Wirkung.

Wer genug vom gemäßigten Klima hat, kann das eigene Logistikimperium auch in der Wüste hochziehen. Oder in der neuen, tropischen Umgebung inklusive Sandstränden und Palmenwäldern. Hinzu kommt ein frisches Set aus verschiedenen Fahrzeugen asiatischer Hersteller für den virtuellen Fuhrpark. Insgesamt wird es über 200 Busse, LKWs, Züge, Schiffe und Flugzeuge aus verschiedenen Abschnitten der jüngeren Verkehrsgeschichte geben.

Transport Fever 2

Der Herr der Dinge

Der Ablauf folgt aber im Prinzip dem Oldie-Vorbild. Man hat ein Grundkapital, das man nutzt, um Fahrtstrecken für den Personenverkehr zu erschließen, oder Fabriken mit jeweils zwei benötigten Rohstoffen und Städte wiederum mit deren Produkten zu versorgen. Wird eine Stadt gut versorgt und hat hohe Lebensqualität, wächst sie, was indirekt auch der eigenen Logistik Lob zollt. Freilich sollte man dabei profitabel arbeiten, was dazu zwingt, dass man die Strecken zu Lande, zu Wasser und in der Luft klug plant sowie neue Straßen und Schienen effizient verlegt. Denn je länger der Transport von Fracht oder Personen dauert, desto weniger lukrativ ist er. Und schließlich müssen die eigenen Fahrzeuge ja auch entgeltlich gewartet und irgendwann ersetzt werden.

Der Herausforderungen gibt es einige. Stau in den Städten wäre etwa ein Klassiker. Dazu spielen nun auch Lärmemissionen von Fahrzeugen eine Rolle. Will man das Wachstum eines Ortes fördern, sollte man also nicht unbedingt Schwerlaster durch dessen Stadtzentrum durchrollen lassen, sondern die Route anders legen oder eine Umfahrung bauen. Wer schneller wissen will, wo es staut oder zu laut Lärmt, findet dafür einzelne Ansichtsebenen zur Auswahl.

Konkurrenzlos

Das gestaltet sich nicht immer ganz leicht. Im 30-minütigen Testspiel erwies sich das in einigen Punkten nur mäßig intuitive Interface als der größte Widersacher erfolgreicher Verkehrsoperationen. Man arbeite bis zum Release noch an Optimierungen, sagen die Entwickler.

Das größte Defizit des Games wird sich allerdings auch bis zum Marktstart nicht ausbügeln lassen. Wer in Transport Tycoon Freude daran hatte, mit anderen Spielern um die lukrativsten Strecken zu konkurrieren und ihre Firmen langsam aufzukaufen, wird diesen Part bei Transport Fever 2 vermissen. Denn auch die zweite Ausgabe des Games kommt ganz ohne Multiplayer-Modus aus. Ein solcher sei vom kleinen Entwicklerteam nicht in angemessener Zeit realisierbar gewesen heißt es. Für künftige Teile will man die Möglichkeit von KI-Gegnern und menschlichen Kontrahenten zumindest nicht ausschließen.

Immerhin gibt es aber drei Kampagnen, die mehr als 20 Stunden Spielzeit bieten sollen. Dazu lassen sich im freien Spiel über 50 Achievements erspielen.

Transport Fever 2

Mods und Maps

An anderer Stelle bietet das Game dafür massiven Umfang. Der Karteneditor lässt so gut wie keine Wünsche offen. Maps lassen sich einfach über einen Hash generieren oder aber auch minutiös anpassen, bis hin zur Bepinselung einzelner Landschaftsflächen mit einzelnen Bodentypen oder Gewächsen. Wer eine reale Vorlage umsetzen will, kann auch Heightmaps importieren. Diese und sämtliche anderen Bearbeitungsmöglichkeiten stehen auch nicht nur vor dem Start eines Spiels , bereit, sondern auch für Savegames.

An zusätzlichen Inhalten dürfte es nach dem Release nicht mangeln. Denn die Entwickler bieten Mod-Support über den Steam-Workshop an. Der Community wird es also leicht gemacht, selbst kreierte Vehikel in das Game einzupflegen oder Missionen für Mitspieler zu gestalten.

Erster Eindruck

Transport Fever 2 wird ganz klar ein Spiel für Genre-Enthusiasten. Im Hands-on punktete es mit großer Detailverliebtheit und interessanten Neuerungen. Die Asse im Ärmel sind sicherlich der enorm umfangreiche Mapeditor sowie die Modding-Unterstützung. Wer schon immer von einem eigenen Logistik-Spielplatz geträumt hat und seine planerischen Fertigkeiten in der Transportbranche auch ohne Konkurrenz erproben möchte, dürfte mit dem Spiel trotz des optimierungsbedürftigen Interfaces künftig seine Freude haben. (Georg Pichler aus Köln, 02.09.2019)