Tanyzyten sind ein spezieller Typ von Gliazellen, der nur im Hypothalamus vorkommt. Sie können den Fettsäurespiegel im Blut kontrollieren.

Foto: Getty Images/iStockphoto

Lausanne – Spezielle Hirnzellen namens Tanyzyten können den Fettsäurespiegel im Blut kontrollieren. Bei Bedarf scheiden sie ein bestimmtes Protein aus und regulieren damit die Energiereserven des Körpers, berichten Lausanner Forscher.

Zucker und Fette sind die beiden wichtigsten Energiequellen, damit Organe und Gewebe im Körper ihre Aufgaben verrichten können. Um diese Energieträger richtig zu produzieren und zu nutzen sowie den Energiehaushalt im Gleichgewicht zu halten, kommuniziert das Gehirn mit dem restlichen Körper über das Blut.

Ein Forschungsteam um Luc Pellerin von der Universität Lausanne schreibt nun im Fachblatt "Cell Metabolism", dass spezielle Hirnzellen namens Tanyzyten die Menge an Fettsäuren kontrollieren, die im Blut zirkulieren. Die Zellen "messen" den Fettsäurespiegel und produzieren bei Bedarf ein Hormon namens FGF21 (Fibroblast Growth Factor 21), das wiederum die Freisetzung von Fettsäuren reguliert.

Den Körper richtig versorgen

"Bisher nahm man an, dass das FGF21 im Gehirn wahrscheinlich aus der Leber stammt, dem Hauptproduzent dieses Proteins", erklärt Pellerin. Dank Untersuchungen an Zellkulturen und Mäusen konnten die Forschenden jedoch nachweisen, dass sich die Quelle des FGF21 direkt im Gehirn befindet: in Form der Tanyzyten. Dabei handelt es sich um einen speziellen Typ von Gliazellen, der nur im Hypothalamus vorkommt.

Um den Fettsäurespiegel im Gleichgewicht zu halten, reagieren Tanyzyten auf einen Anstieg desselben mit der Ausschüttung von FGF21. Dieses wirkt wiederum auf Neuronen, die kontrollieren, ob Fettsäuren ins Blut freigesetzt werden oder nicht. Dieser Kontrollmechanismus sorge dafür, dass der Körper genau die richtige Menge an Fettsäuren erhalte, die er zum Funktionieren brauche, sagt Pellerin.

Vielversprechender Kandidat gegen Stoffwechselstörungen

Zu große Mengen an Fettsäuren im Blut können nämlich schädlich sein: So können sich beispielsweise Lipide in der Leber ansammeln und eine Insulinresistenz auslösen. Das sei der erste Schritt hin zu Diabetes, erklärt Studienautorin Sarah Geller. FGF21 gilt bereits als vielversprechender Kandidat zur Behandlung von Stoffwechselstörungen. Womöglich könnten die Studienergebnisse dazu beitragen, die Behandlung von Übergewicht und Diabetes über die Regulation des Fettstoffwechsels zu verbessern, hoffen die Forschenden.

FGF21 wird auch in anderen Körpergeweben, vor allem der Leber, produziert und spielt auch beim Zuckerstoffwechsel eine Rolle. Es regt Fettzellen dazu an, Zucker aufzunehmen. Außerdem reguliert das Hormon im Gehirn das Verlangen nach Süßem – eine Genvariante des FGF21 macht ihre Träger zu "Schleckmäuler". (APA, sda, 30.8.2019)