Der erste Eindruck täuscht: Die beiden Waffen sind ausgezeichnet erhalten.
Foto: Florian Messner

Innsbruck – Ein Dachbodenfund der seltenen Art: Im Innsbrucker Stadtteil St. Nikolaus sind zwei Waffen aufgetaucht, die offenbar aus dem Frühmittelalter stammen, ein Sax oder Kurzschwert sowie eine Speerspitze. Beide sind laut Experten über 1.300 Jahre alt, berichtet die Universität Innsbruck.

"Üblicherweise sind Dachbodenfunde maximal 200 bis 300 Jahre alt", sagte Florian Messner, Mitarbeiter am Institut für Archäologien der Uni Innsbruck. Aufgrund der Bauart schätzte der Experte allerdings, dass Sax und Speerspitze aus dem späten 7. Jahrhundert stammen.

Universität Innsbruck

Trotz ihres Alters sind die Fundstücke in ausgezeichnetem Zustand. "Das Eisen scheint für sein Alter sehr gut erhalten zu sein, auf der Klinge sind noch Reste einer Scheide aus Leder erkennbar, am Griff dürften Holz oder Knochenreste sein", sagte Messner. "Wenn die Reste der Scheide im Rahmen der Restaurierung entfernt werden, könnte sich auch eine Damaszierung der Klinge zeigen. Dabei handelt es sich um eine Herstellungsweise von Stahl, die ein wellenförmiges Muster auf der Klinge hinterlässt. Diese war zu dieser Zeit bei hochwertigen Klingen durchaus üblich."

Typisch für ihre Zeit

Saxe lassen sich laut Messner sehr gut datieren: "Diese Art des Kurzschwerts hat immer einen breiten Klingenrücken und ist nur einseitig geschliffen – die Länge, der einseitige Schliff und der breite Rücken beim Fundstück sind typisch für einen Schweren Breitsax aus dem frühen Mittelalter."

Saxe wie der nun aufgetauchte wurden als Hieb- und Stichwaffen eingesetzt. Die Tatsache, dass er gemeinsam mit einer Speerspitze gefunden wurde, würde dafür sprechen, dass der Fund aus einem Krieger-Grab stammt. Damals war laut dem Archäologen eine Bestattung mit Sax, Speer und Schild üblich.

Auch die Speerspitze sei etwas Besonderes. Dabei handle es sich um einen eigenartigen Typ, den man noch nicht genau zuordnen könne. "Das ist typisch für das Frühmittelalter, denn im Gegenteil zum Sax, für dessen Herstellung sehr gute Schmiedekenntnisse benötigt wurden, konnte jeder fähige Dorfschmied eine Speerspitze schmieden", so Messner. Eine standardisierte Form für Speerspitzen gab es daher nicht.

Die Fundgeschichte

Der Besitzer des Dachbodens – und damit auch der beiden Fundstücke – war bei Renovierungsarbeiten auf die beiden Waffen gestoßen. Anschließend lagerte er sie fast 30 Jahre lang in seiner Wohnung. Als er vor kurzem dann zufällig mit Hannes Lehar, einem freien Mitarbeiter am Institut für Archäologien, ins Gespräch kam, holte er sie für eine Untersuchung hervor.

Der Finder erklärte sich bereit, die Waffen dem Institut für Archäologien zur weiteren Untersuchung und für eine anschließende Ausstellung im Archäologischen Museum der Uni Innsbruck als Dauerleihgabe zur Verfügung zu stellen. (red, APA, 30. 8. 2019)