Cori Gauff holt in New York zum nächsten Schlag aus. "Ich will das nur genießen und Spaß haben."

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Manchmal, wenn auch lediglich für einen kurzen Augenblick, ist Cori Gauff einfach nur ein 15-jähriges Mädchen aus Atlanta, Georgia, das am 13. März 2004 geboren wurde. Und nicht das abgebrühte Tennis-Wunderkind.

Seit das Märchen der jungen US-Amerikanerin in Wimbledon seinen Lauf genommen hat, erreichen diese über die Sozialen Netzwerke immer wieder Nachrichten und Glückwünsche von Stars und Sternchen. Sofort, so erzählt Gauff, rufe sie dann ihre beste Freundin per Videocall an: "Dann kreischt sie, und ich kreische auch."

Gekreischt wird wegen Gauff dieser Tage auch in New York viel. So glich das Louis-Armstrong-Stadium einem Tollhaus, "Coco, Coco" skandierten die ekstatischen Fans, nachdem der Publikumsliebling die ungarische Qualifikantin Timea Babos in drei Sätzen (6:2, 4:6, 6:4) niedergerungen hatte.

US Open Tennis Championships

"Das fühlt sich für mich immer noch wild an", sagte Gauff. Und am Samstag könnte es sogar noch wilder werden. Als jüngste Spielerin seit 23 Jahren steht sie in dritten Runde der US Open und fordert niemand Geringeren als Titelverteidigerin Naomi Osaka heraus.

Druck, sagte Gauff, verspüre sie nicht: "Ich will das nur genießen und Spaß haben." Die "Cocomania", die in Wimbledon ihren Anfang nahm, hat New York erreicht. Als jüngste Spielerin der Open-Ära (seit 1968) hatte Gauff im Londoner Rasenklassiker über die Qualifikation das Hauptfeld erreicht und war erst im Achtelfinale an der späteren Siegerin Simona Halep gescheitert.

Vor allem in ihrer Heimat sorgte sie für eine Welle der Begeisterung, die bis in die High Society schwappte. Die frühere First Lady Michelle Obama traf sich Anfang August mit Gauff und war "begeistert" von der "wunderbaren jungen Frau". Und diese konnte nach der Begegnung mit der Ehefrau des Ex-Präsidenten Barack Obama kaum aufhören zu schwärmen. "Sie ist eines meiner Idole. Dass sie überhaupt weiß, wer ich bin, ist extrem cool", sagte Gauff ungläubig.

US Open Tennis Championships

In Windeseile hat sich der Teenager einen Namen gemacht. Doch so "cool" ist der Hype nicht immer. Kürzlich, berichtete Gauff der Teen Vogue, habe jemand das Auto der Familie verfolgt. Erst als die Gauffs an einer Polizeistation hielten, hatten sie Ruhe. Den Rummel um ihre Person kann "Coco", die in New York dank einer Ausnahmeregelung eine Wildcard erhalten hatte, aber nachvollziehen. Zumindest teilweise.

"Die Menschen mögen mich", sagte sie: "Ich wusste, dass ich der Fanliebling sein würde, besonders nach Wimbledon, und weil ich Amerikanerin bin. Aber ich habe nicht gedacht, dass es in diesem Ausmaß sein würde."

Erstes Treffen

Damals, als sie Osaka zum ersten Mal getroffen hatte, war das anders. "Ich glaube, ich war 13, es war bei den Miami Open", so Gauff. "Supernervös" sei sie vor dem gemeinsamen Training mit der heutigen Weltranglistenersten gewesen, doch stolz erzählte sie: "Ich habe den Ball auf dem Court gehalten."

Nun sieht Gauffs Anspruch ein klein wenig anders aus. "Ich möchte einfach gewinnen", sagte sie. "Ich liebe es mehr zu gewinnen, als ich es hasse zu verlieren." Die kreischenden Massen in New York dürften es genauso sehen. (red, sid, 30.8.2019)