Der neue OeNB-Gouverneur Holzmann hält Bargeld als Zahlungsmittel für "unverzichtbar".

Foto: OeNB/ Lisi Niesner

Wien – Der designierte OeNB-Gouverneur Robert Holzmann, der sein Amt offiziell am Sonntag antritt, hält "Bargeld als Zahlungsmittel für unverzichtbar". Als sicheres und weitgehend betrugssicheres Zahlungsmittel habe Bargeld eine wesentliche Funktion in unserem Wirtschaftssystem, sagte Holzmann am Freitag.

"Vorstöße in Richtung Abschaffung dieses so wichtigen Zahlungsmittels machen hier keinen Sinn", betonte Holzmann, noch als "Privatmann", über eine Aussendung einer Wiener PR-Agentur. In Österreich würden mehr als 80 Prozent aller Transaktionen mit Bargeld erfolgen, das entspreche zwei Dritteln des gesamten Zahlungsvolumens.

Insbesondere bei der Begleichung von Kleinstbeträgen stelle Bargeld das mit Abstand kostengünstigste Zahlungsmittel dar und erfülle auch eine wesentliche Funktion in Notfällen, so Holzmann, der künftig auch dem Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) angehören wird. Im Durchschnitt führe jeder Österreicher einen Betrag von 90 Euro mit sich.

Demokratiekomponente

Hinzu komme eine demokratiepolitische Funktion: Bargeld könne auch von Personen verwendet werden, die keinen oder nur einen eingeschränkten Zugang zu elektronischen Zahlungsmitteln haben. Bargeld sei das einzige Zahlungsmittel, das – unabhängig von jedweden Voraussetzungen – von allen Menschen gleichermaßen verwendet werden könne, so Holzmann. Auch im Sinne dieser demokratiepolitischen Komponente bleibe Bargeld daher in absehbarer Zukunft selbstverständlich erhalten.

Der scheidende OeNB-Präsident Ewald Nowotny (75) hat indes beim Forum Alpbach seinen letzten öffentlichen Auftritt absolviert und erneut für eine Reform des EZB-Inflationsziels plädiert. Nowotny war in seiner elfjährigen Amtszeit auch Mitglied des EZB-Rats. Die Europäische Zentralbank versucht mit ihrer Geldpolitik die Inflationsrate auf mittlere Sicht unter, aber nahe zwei Prozent zu halten und damit Preisstabilität zu garantieren. Die Inflationsentwicklung spielt eine wichtige Rolle bei der Zinspolitik der EZB.

Pragmatismus in Italien gefordert

Nowotny fordert ein flexibleres EZB-Inflationsziel, weil es einen langfristigen Trend zu niedrigeren Inflationsraten gebe. Die Gründe für den Inflationsrückgang sieht der er unter anderem in hohen Spareinlagen, einer ungleichen Einkommensverteilung und technologischem Wandel. Technologiekonzerne wie Google und Facebook würden viel weniger Kapital benötigen als Industriekonzerne. "Die Zentralbanken können hier nichts machen." Deswegen sei ein flexibleres Inflationsziel notwendig.

Nowotny hofft, dass trotz der politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen in Italien bald Pragmatismus einzieht. "Die erste Priorität ist, dieser Regierung eine Chance zu geben zu überleben." Der scheidende EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger sagte bei der Podiumsdiskussion mit Nowotny, dass Italien bis Mitte Oktober einen ersten Budgetentwurf nach Brüssel melden müsse. Wenn der Entwurf fünf bis zehn Tage später erfolge, sei das auch "kein Problem". (APA, 30.8.2019)