Bild nicht mehr verfügbar.

Auch in Afrika ist ein Ökosystem in Gefahr.

Foto: NASA via AP

Kinshasa – Manchem kamen die Bilder gerade recht. Auf den Aufnahmen eines Nasa-Satelliten sind neben den derzeitigen Bränden im Amazonasgebiet auch zahllose Feuerstellen im Herzen Afrikas zu sehen: Dort sind die Brände sogar noch zahlreicher. Während in dem lateinamerikanischen Riesenstaat in den vergangenen Tagen 2.127 solcher Feuer registriert wurden, sind es in der zentralafrikanischen Demokratischen Republik Kongo 3.395 und im benachbarten Angola 6.902.

Statt nur nach Brasilien zu schauen, riet Präsident Jair Bolsonaro seinem Amtskollegen Emmanuel Macron, den Blick lieber auf "eigene" Gebiete zu richten, womit er die ehemaligen französischen Kolonien in Afrika meinte. Die liegen allerdings weiter im Norden und weisen nur sehr wenige Brandherde auf. Doch Macron sah sich genötigt, sein Angebot der Soforthilfe auszudehnen.

Experten zweifeln allerdings daran, dass dies tatsächlich nötig ist. Zwar handelt es sich beim kongolesischen Urwald in der Tat um die zweite "grüne Lunge" des Globus: Auf weit über zwei Millionen Quadratkilometern breitet sich dort das zweitgrößte Regenwaldgebiet der Erde aus. Doch die Brandherde sind nicht auf das Kongo-Becken konzentriert: Sie liegen weiter südlich – im Süden des Kongo, in Angola und Sambia. Dort endet der Regenwald oder wurde bereits seit weit über hundert Jahren zurückgedrängt.

Brandrodungen

Fachleuten zufolge sind die Feuer in Zentralafrika auf die Praxis der Bauern zurückzuführen, vor Beginn der Regenzeit die verdorrten Pflanzenreste anzuzünden. Auf diese Weise müssen sie nicht abtransportiert werden und liefern mineralischen Dünger. Dabei handle es sich um eine Tausende von Jahren alte Praxis, erklärte Tosi Mpanu Mpanu, Kongos Vertreter beim Klimagipfel in New York: "Afrikas Brände sind mit denjenigen im Amazonas gar nicht zu vergleichen."

Tatsächlich ist auf den Satellitenbildern weder zu erkennen, wie groß ein Brand in Wirklichkeit ist, noch, ob er von Landwirten unter Kontrolle gehalten wird. Die meisten afrikanischen Brände kämen in Savannengebieten, im Buschland oder am Rand des Waldes vor, bestätigt Laurent Williams von Global Forest Watch.

Dennoch warnen Experten. Steigende Temperaturen, geringere Niederschläge und Abholzung hätten auch den kongolesischen Urwald anfälliger gemacht, sagt Wabiwa Betoko von Greenpeace in Kinshasa: Der ausgedünnte Regenwald werde trockener und empfindlicher für sich selbst entzündende Brände. Falls der kongolesische Urwald Feuer fange, würde das noch verheerendere Folgen als in Brasilien haben, weil den afrikanischen Regierungen weniger Mittel zur Brandbekämpfung zur Verfügung stünden. "Wir müssen vorbeugend handeln, um es nicht zur Katastrophe kommen zu lassen", sagt Betoko.

Jüngsten Studien zufolge ist der vom Regenwald bedeckte Teil des Kongo in den 15 Jahren bis 2018 von 67 auf 54 Prozent zurückgegangen. Kongos Präsident Félix Tshisekedi äußerte kürzlich die Befürchtung, dass der Regenwald im kommenden Jahrhundert verschwunden sein könnte. (Johannes Dieterich, 30.8.2019)