Christian Ilzer begann bereits mit 17 Jahren seine Karriere als Fußballtrainer.

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Die Austria liegt in der Bundesliga zwei Punkte hinter den ebenfalls schwach in die Saison gestarteten Rapidlern. Coach Christian Ilzer hat vor dem Heimderby dennoch genug Kredit.

STANDARD: Das letzte Derby gewann die Austria mit 6:1. Ist Rapid der ideale Aufbaugegner?

Ilzer: So einfach wird es kein zweites Mal. Rapid hat individuelle Klasse im offensiven Bereich. Uns erwartet eine konterstarke Mannschaft mit schnellen, flinken Spielern. Es gibt Fountas, Murg, Schobesberger. Von diesen Individualisten dürfen wir uns nicht aushebeln lassen. Auch bei Standardsituationen ist Vorsicht geboten. In allererster Linie müssen wir aber auf unsere eigenen Stärken schauen.

STANDARD: Von denen war in dieser Saison noch nicht viel zu sehen. Ihre Mannschaft hat, wenn wir den Cup ausklammern, erst eines von sieben Spielen gewonnen.

Ilzer: Warum klammern wir den Cup aus? Hört sich die Krise dann größer an?

STANDARD: Weil der Viertligist Köttmannsdorf kein wirklicher Gegner ist.

Ilzer: Wir nehmen jeden Gegner ernst und haben souverän 9:0 gewonnen. Aber so oder so entsprechen die Ergebnisse nicht unserer Erwartungshaltung. Es läuft noch nicht, das macht mich nachdenklich.

STANDARD: Haben Sie sich die Aufgabe leichter vorgestellt?

Ilzer: Es ist nicht angenehm, wenn die Spiele von meiner Vorstellung abweichen. Das haben wir uns selber zuzuschreiben. Das erste Spiel in Tirol haben wir verhaut. Jetzt bin ich als Trainer gefordert, die Abwärtsspirale aufzuhalten.

STANDARD: Herbert Prohaska warf Ihrer Mannschaft nach dem Aus in der Europa League mangelnde Laufbereitschaft vor. Hapert es an den Grundtugenden?

Ilzer: Wir werten alles im Detail aus. Wir wissen, wer wie viele Kilometer in welcher Intensität läuft. Wir waren in keinem Spiel schlechter als der Gegner, nur der LASK hatte hier leicht bessere Werte. Wir müssen an der Ökonomie arbeiten, unsere verletzten Spieler schnell auf Niveau bringen und in schwierigen Phasen des Spiels an unserer Körpersprache arbeiten.

STANDARD: Kritiker meinen, der Kader wäre nicht zu größeren Leistungen berufen.

Ilzer: Wir können jetzt darüber reden, wie schlecht die Spieler sind. Und irgendwo wird darüber geredet, wie schlecht wir Trainer sind. Dann verlieren wir aber das Miteinander, dann wird es ganz schwierig, den Weg aus der Talsohle zu finden.

STANDARD: Was sagen Sie den Spielern?

Ilzer: Wenn alle gegen uns sind, müssen wir zusammenhalten. Auch Spieler werden von Zweifeln geplagt. Also müssen wir ihnen sagen, dass sie nicht so schlecht sind, dass wir mehr aus ihnen herausholen können. Will ich, dass meine Spieler besser werden, muss ich selber besser werden.

STANDARD: Aber sind bei der Austria nicht einige Spieler über dem Zenit?

Ilzer: Man kann jeden Spieler besser machen. Man muss ihn in Form bringen und auf einer Position einsetzen, die seine Stärken zur Geltung bringt. Ich suche noch nach der optimalen Abstimmung. Es ist eine Findungsphase, in der wir definitiv aber auch positive Ergebnisse brauchen.

STANDARD: Sollte diese Phase nicht mit Saisonbeginn abgeschlossen sein?

Ilzer: Wir konnten nicht ahnen, dass Madl, Borkovic und Schoissengeyr in der Innenverteidigung ausfallen. Wir sind am Transfermarkt bedingt handlungsfähig, also müssen wir umstellen. Das sind die Rahmenbedingungen. Ein Trainer darf nicht in Jammerei verfallen.

STANDARD: Wollen Sie nicht ein wenig sudern, wir sind immerhin in Wien?

Ilzer: Es ist nicht mein Job, mich an einer Weltuntergangsstimmung zu beteiligen. Mein Job ist es, Lösungen anzubieten. So geht der Weg, so kommen wir aus der Situation heraus. Ich muss Zuversicht ausstrahlen.

STANDARD: Brodelt es nicht tief drinnen?

Ilzer: Ich bin manchmal fuchsteufelswild, werde das aber an niemandem auslassen. Man spricht Worte, die schnell über die Lippen gehen, aber ewig hängenbleiben. In der Emotion kann man viel kaputtmachen. Ich will auch nicht schlecht über den Schiedsrichter reden. Wir müssen so gut sein, dass wir von äußeren Faktoren unabhängig sind. Ausreden bringen uns nicht weiter.

STANDARD: Greifen Ihre Ideen bei der Austria langsamer als in Wolfsberg?

Ilzer: Auf keinen Fall. Das hat auch in Wolfsberg oder Hartberg länger gedauert. Dort war ein Remis gegen die Admira allerdings ein akzeptierter Teil des Weges. Wir haben dort auch nicht alles gewonnen, die Erwartungshaltung war nur eine andere.

STANDARD: Welche Erwartung haben Sie?

Ilzer: Salzburg und der LASK sind derzeit nicht in unserer Reichweite. Aber dahinter können wir uns etablieren. Ich sehe Spieler, die Gefahrenmomente erzeugen können. Ich sehe Spieler, die eine stabile Abwehrlinie bilden können. In der Detailarbeit liegt mehr Potenzial als im kompletten Richtungswechsel. Nach einem halben Jahr kann man über meine Arbeit urteilen.

STANDARD: Wenn der Kampf um die Meistergruppe eng wird, wird es auch für den Trainer eng. Wie gehen Sie damit um?

Ilzer: Ich weiß, dass ich Erfolge brauche. Ich würde lieber heute schon alles gewinnen. Die Angst, den Job zu verlieren, darf ich niemals ausstrahlen. Ich werde bis zu meinem letzten Arbeitstag probieren, alles positiv zu beeinflussen. Wenn ich sage, alles ist verloren, dann wird es auch so sein. Am Ende werde ich auch hier erfolgreich sein. (Philip Bauer, 30.8.2019)

FK Austria Wien – SK Rapid Wien (Wien, Generali Arena, Sonntag, 17.00 Uhr, SR Lechner). Saisonergebnisse 2018/19: 1:0 (a), 6:1 (h)

Austria: Lucic – Klein, Zwierschitz, Jarjue, Cavlan – Jeggo – Ebner, Fitz, Grünwald – Turgeman, Monschein

Ersatz: Pentz – Martschinko, Handl, Serbest, Prokop, Sax, Edomwonyi

Es fehlen: Palmer-Brown (gesperrt), Madl (Innenbandriss), Schoissengeyr (nach Sprunggelenks-OP), Borkovic, Yateke (beide Muskelverletzung)

Rapid: Knoflach – Auer, Dibon, Barac, Ullmann – Murg, D. Ljubicic, Schwab, Fountas – Badji, Schobesberger

Ersatz: P. Gartler – Martic, Greiml, Wunsch, Arase, Kitagawa

Es fehlen: Grahovac (Wade), Szanto (Knie-OP), Strebinger (Herz-OP), Hofmann (Nasenbeinbruch), Schick (Bänderverletzung im Knie)

Derbybilanz Austria – Rapid:

Gesamt: 328 Spiele – 119 Austria-Siege, 74 Remis, 135 Rapid-Siege (524:611 Tore)

Meisterschaft: 295 – 101-71-123 (447:543)