Eigentlich hat sich Dietrich Mateschitz die TV-Rechte an der Formel 1 ab 2021 längst gesichert: Das Gerücht zieht seit Monaten schon seine Kreise durch die TV-Branche. Erhärten lässt es sich nicht. Ein klares "Stimmt nicht" gibt es bestenfalls über inoffizielle Kanäle.

Bis Ende 2020 noch drehen Hamilton, Verstappen und Co ihre Runden jedenfalls im ORF. Und wenn es nach ORF-Sportchef Hans Peter Trost geht, bleiben sie dort. "Die Quoten und Nutzungszahlen zeigen klar: Livesport funktioniert immer sehr gut, nicht nur im linearen Fernsehen, sondern auch in der TVthek – dort laufen die Sport-Livestreams mit Abstand am besten."

Sport und vor allem Formel 1 stützen ORF 1, das der öffentlich-rechtliche Sender gerade unter spürbaren Quotenschmerzen vom Kaufseriensender zum Österreich-Kanal umbaut. Die Zuschauerzahlen und Marktanteile, jedenfalls der Live-Rennübertragungen, steigen seit 2015 kontinuierlich, 525.000 waren 2018 im Saisonschnitt dabei, 2019 bisher 549.000. Der Marktanteil beim Gesamtpublikum erreichte 2019 bisher mit 38 Prozent einen langjährigen Höchstwert. Ebenso mit 36 Prozent beim jüngeren Publikum bis 49 Jahre, auf das sich ORF 1 fokussiert.

Bestwert für Servus, ORF 1 im Tief

ORF 1 kann schwer auf Quotenbringer verzichten. Der Sender wird gerade von Simpsons und Co auf österreichische Inhalte (Magazin 1, Dok 1, Talk 1 und bald ein Vorabendquizformat) umgebaut. Im August unterbot ORF 1 mit vorläufigen 6,4 Prozent Marktanteil noch den bisherigen Tiefstwert von 6,6 im Juli.

Servus TV indes feiert gerade die besten Monate in Serie. Der Red-Bull-Sender kommt im August auf 3,4 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum, ein Prozentpunkt über dem Vorjahreswert. Ex aequo mit ATV und Puls 4. Bis einschließlich Donnerstag lag Servus mit 3,4 gegen 3,3 Prozent Monatsmarktanteil sogar knapp vor Puls 4.

Quotenstütze Formel 1 (hier Lewis Hamilton): 680.000 Menschen und damit 47 Prozent des TV-Publikums schauten im Juni Formel 1 live aus Spielberg in ORF 1.
Foto: APA/ERWIN SCHERIAU

Was beflügelte die Servus-Quoten im August? Sport: Tennis aus Kitzbühel, Fußball mit dem Testspiel Red Bull Salzburg gegen Real Madrid und Motorrad. Der MotoGP auf dem Red-Bull-Ring in Spielberg hatte den höchsten Sendungsmarktanteil in der Geschichte von Servus TV – der Sender ist Ende September zehn Jahre on air. Will Servus TV also die Formel 1 ab 2021, gibt es Gespräche oder womöglich Vereinbarungen? "Wir äußern uns zu Spekulationen nicht und sprechen auch nicht über unsere Planungen", kommt wie gewohnt auf Anfrage nach Formel 1, Spielen von Red Bull Salzburg und Skirechten aus Salzburg: "Grundsätzlich sind wir an attraktiven Sportrechten immer interessiert, sofern sie zu Servus TV passen. Aktuell sind wir mit den Übertragungsrechten der MotoGP, Live-Tennis mit Dominic Thiem, den Topspielen des DFB-Pokals oder der Erste-Bank-Eishockey-Liga sehr gut aufgestellt."

Will Red-Bull-Boss Mateschitz etwa die Formel 1, dürfte es ihm nicht schwerfallen, den ORF zu überbieten. Um die zwölf Millionen Euro sollen die Rechte den gebührenfinanzierten Sender pro Jahr kosten.

Champions League

Über Mateschitz und Servus TV drehen noch mehr Spekulationen und Gerüchte die Runden: etwa die Spiele von Red Bull Salzburg aus dem gemeinsamen Champions-League-Paket von Sky und Dazn herauszukaufen. Bis zu eine Million Euro pro Spiel kursieren da – das wäre mehr, als Puls 4 oder ORF für die Champions League insgesamt zahlten.

Sky-Sprecher Michael Huebner kommentiert solche Kolportagen nicht. Red Bull und Servus seien aber "extrem wichtige Partner" für Sky. Servus sicherte sich im Frühjahr bei Sky 15 Spiele der ATP World Tour, elf davon mit dem Red-Bull-gesponserten Dominic Thiem. "Wir wollen uns immer mit österreichischen Medienunternehmen austauschen, nicht nur bei ATP-Rechten", sagt Huebner.

Seit Freitag steht fest, wie sich Sky und Dazn die Champions League aufteilen. Sky zeigt Red Bull Salzburg am 17. September live gegen KRC Genk und danach jedenfalls alle Tore in der Konferenz. Dazn überträgt Salzburg bei SSC Napoli und das Heimspiel gegen Titelverteidiger FC Liverpool.

Die österreichische Bundesliga ist seit 2018 für vier Jahre bis auf vier Spiele pro Saison bei A1 exklusiv bei Sky. In den laufenden Vertrag könnte auch die Medienpolitik schwer eingreifen. ÖVP und FPÖ haben angekündigt, sie wollten die Liste jener Ereignisse "von gesellschaftlicher Bedeutung" erweitern, die im Free-TV laufen müssen – auch um einige Bundesliga-Begegnungen.

Ski-Rechte

Für den ORF wird es demnächst aber noch viel spannender: Bald nach der Formel 1 laufen auch die aktuellen Verträge mit dem Österreichischen Skiverband (ÖSV) über die alpinen und nordischen Bewerbe aus – ein Schlüsselrecht für den österreichischen Rundfunk und seine Quoten. (Harald Fidler, 31.8.2019)