Mangelnde Rückendeckung: Nachdem eine WU-Professorin wegen einer kritischen Äußerung in der Öffentlichkeit mit einer Klage bedroht worden war, erhielt sie keine professionelle medienrechtliche Beratung ihrer Hochschule.

Kleiner Test in klassischer Bildung: Wissen Sie, was "Professor" ursprünglich bedeutet? Damit sind Personen gemeint, die "sich öffentlich als Lehrer zu erkennen geben". An Österreichs Unis war es in den letzten Jahrzehnten freilich eher verpönt, dass sich Hochschullehrer mit ihrer Expertise an die Öffentlichkeit begeben – die bekannten Ausnahmen bestätigen die Regel. Unliebsame Nebenfolge dieser medialen Abstinenz: Österreichs Bevölkerung gehört im internationalen Vergleich bei der Wissenschaftsskepsis zu den Spitzenreitern.

Seit einigen Jahren geistert freilich auch an den heimischen Unis das importierte Schlagwort der "Third Mission" herum. Will heißen, dass die Hochschulen neben Forschung und Lehre noch einen dritten Auftrag erfüllen sollten, der sich am Gemeinwohl der Gesellschaft orientiert. Das würde auch bedeuten das öffentliche Engagement der Professoren zu fördern, was nur zu begrüßen wäre.

Der Fall Spiekermann

Der Fall der WU-Professorin Sarah Spiekermann zeigt freilich, dass es den heimischen Unis aber noch an der dafür nötigen Infrastruktur mangelt. Spiekermann, die im ORF-Radio gegen fragwürdige Datensammelpraktiken der Post Stellung bezog, wurde von den Post-Anwälten in bedenklicher Weise eingeschüchtert. Doch die Hochschule konnte oder wollte ihrer Professorin nicht beistehen. Dass sich Spiekermann in der Öffentlichkeit als Expertin zu erkennen gab, ging in diesem Fall also nach hinten los.

Was aus dem Fall zu lernen wäre: Wenn es den Unis mit der dritten Mission tatsächlich ernst ist, dann braucht es in unserer heutigen Mediengesellschaft auch entsprechende medienrechtliche Kompetenz dafür, konkret: Schulungen ihrer Mitarbeiter und kompetente medienrechtliche Beratung – nicht zuletzt dafür, um die Freiheit der Wissenschaft und öffentlich sich engagierende Professoren zu verteidigen. (Klaus Taschwer, 31.8.2019)