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80 Jahre nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs fand am Sonntag in Warschau eine Gedenkveranstaltung statt.

Foto: Slawomir Kaminski/Agencja Gazeta via REUTERS

Warschau – In Warschau hat Sonntagmittag die zentrale Gedenkfeier zum Beginn des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren begonnen. Auf dem Pilsudski-Platz empfing der polnische Präsident Andrzej Duda Vertreter aus mehr als 30 Ländern. Aus Österreich nimmt Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) daran teil. Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bekannte sich bereits am Vormittag in der Kleinstadt Wielun zur historischen Schuld Deutschlands und bat Polen um Vergebung.

"Ich bitte um Vergebung für Deutschlands historische Schuld. Ich bekenne mich zu unserer bleibenden Verantwortung", sagte Steinmeier am Sonntag in Warschau bei den Feierlichkeiten, an denen neben der polnischen Führung unter auch US-Vizepräsident Mike Pence und die deutsche Kanzlerin Angela Merkel teilnahmen. Außenminister Heiko Maas sprach sich für eine Gedenkstätte in Berlin für die sechs Millionen getöteten Polen aus.

Gendenkveranstaltung auf der Westerplatte vor Danzig.

"Ich weiß wohl, mein Land trägt für dieses Europa eine besondere Verantwortung", sagte Steinmeier. "Wir müssen mehr beitragen für die Sicherheit Europas." Deutschland müsse dem Nationalismus eine klare Absage erteilen. Deutsche hätten allen Grund, die glücklichsten Europäer zu sein, dürften sich aber nicht als die "besseren Europäer" empfinden.

Gegen militärische Aggressionen vorgehen

Auf die polnischen Forderungen nach Reparationen ging der Bundespräsident nicht ein. Polens Präsident Andrzej Duda hatte in der "Bild" von Deutschland Entschädigungen für im Zweiten Weltkrieg erlittene Schäden gefordert. Polens Parlament werde dafür "eine Rechnung vorlegen". In Warschau wiederholt er die Forderung nicht.

Den deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 hätte es möglicherweise nicht gegeben, wenn sich die Westmächte dem "Anschluss" Österreichs entgegengestellt und scharf gegen die Verfolgung von Juden in Deutschland protestiert hätten, sagte Duda am Sonntag bei der zentralen Gedenkveranstaltung in Warschau.

"Das ist eine große Lektion für uns. Man kann und darf nicht zur Tagesordnung übergehen bei solchem Vorgehen. Es muss Sanktionen geben, es muss entschiedene Schritte geben, es muss klar sein, dass jede militärische Aggression auf eine machtvolle Antwort stößt", sagte Duda. Es sei kein Rezept zur Bewahrung des Friedens, die Augen zu verschließen. Dies würde Aggressoren nur noch bestärken und den Weg zur nächsten Attacke ebnen.

Auch Pence nahm teil

US-Vizepräsident Pence verzichtete in Warschau auf die Kritik an den aus US-Sicht zu niedrigen deutschen Verteidigungsausgaben. Er forderte nur in allgemeiner Form, dass alle Nato-Partner zu ihren Verpflichtungen bekennen müssten.

Steinmeier wies auf die Bedeutung der transatlantischen Beziehungen hin. Erst "die Macht von Amerikas Ideen und Werten, seine Weitsicht, seine Großzügigkeit" hätten Europa nach 1945 eine neue Chance gegeben. Vieles sei heute nicht mehr selbstverständlich. Europa müsse selbstbewusster und stärker werden, aber nicht ohne oder gar gegen Amerika (APA, Reuters, red, 1.9.2019)