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Charles Leclerc war in den Ardennen auf und davon.

Foto: REUTERS/Francois Lenoir

Spa-Francorchamps – Am größten Tag seiner Karriere trug Charles Leclerc Trauer: 24 Stunden nach dem tödlichen Unfall seines Freundes Anthoine Hubert in der Formel 2 holte Jungstar Leclerc auf der Berg- und Talbahn von Spa den ersten Grand-Prix-Sieg seiner Karriere – und bescherte Ferrari damit endlich den ersehnten ersten Erfolg des Jahres. Sein Teamkollege Sebastian Vettel verpasste ein Jahr nach seinem bis dato letzten Sieg in der Formel 1 das Podium deutlich.

Hinter dem Mercedes-Duo Lewis Hamilton und Valtteri Bottas steuerte Vettel seinen Ferrari mit 26 (!) Sekunden Rückstand auf Leclerc auf den enttäuschenden vierten Platz. Seinen Status als Ferrari-Frontmann dürfte der viermalige Weltmeister endgültig an den elf Jahre jüngeren Leclerc verloren haben.

Sieger Charles Leclerc im Gedanken bei Anthoine Hubert.
Foto: APA/AFP/JOHN THYS

Schon nach wenigen 100 Metern war das Rennen für Max Verstappen beendet. Der Red-Bull-Pilot, dem nach seinem Sieg in Hockenheim die Schlagzeilen des Sommers gehört hatten, kam schon am Start schlecht weg. Er kollidierte dann mit dem Alfa von Kimi Räikkönen, dabei brach die vordere Radaufhängung, und Verstappen landete in der Bande.

"Ich hatte einen schlechten Start, und dann hat Kimi mich nicht gesehen", sagte er bei RTL: "Aber es ist egal, es ist passiert, und solche Dinge können passieren." Tausende von Verstappen-Fans verließen frustriert die Strecke, die "Orange Army" zieht weiter nach Monza.

Ferraris voran

Vorne gaben zunächst die beiden Ferrari den Ton an. Hamilton hatte es nach dem Start nur kurz geschafft, sich an Vettel vorbei auf Platz zwei zu schieben, doch auf der langen Kemmel-Geraden zog Vettel aus dem Windschatten wieder vor. Nach einem kurzen Verbremser von Vettel in La Source war Hamilton wieder dran, doch gegen den Highspeed des Ferrari auf der Geraden war der Mercedes ohne Chance. "Sie sind uns eine Meile voraus", blaffte Hamilton in den Boxenfunk.

Schon in der 16. Runde kam Vettel rein und holte sich neue Reifen. Mit den gelben Gummis sollte er die restlichen 28 Runden durchfahren, so lautete Ferraris Plan A. Er schien aufzugehen, Vettel holte eine Bestzeit nach der anderen, doch schon in der 21. Runde signalisierte ihm die Box, die Reifen möglichst ein bisschen zu schonen.

Vettel fällt zurück

Nach Leclercs Boxenstopp übernahm Vettel kurzzeitig die Führung, aber in der 27. Runde zahlte er den Preis für den frühen Reifenwechsel. "Seb wird dich gleich vorbeilassen", teilte die Box Leclerc mit, und so geschah es. Von hinten stürmte Hamilton heran. "Er wird gleich über mich drüber fahren", sagte Vettel ein wenig resigniert – und wurde in Runde 32 von Hamilton "gefressen". Der zweite Reifenwechsel war dann das Ende aller Hoffnungen auf einen Podiumsplatz.

Der Unfalltod von Anthoine Hubert war am Rennsonntag das alles beherrschende Thema. Auf den Autos und den Helmen der Fahrer erinnerten Aufkleber mit den Worten "Racing for Anthoine" und dessen Startnummer 19 an den 22-Jährigen, der auf so tragische Art ums Leben gekommen war. Zudem trugen die Mitglieder der Teams und die Fahrer schwarze Armbinden als äußeres Zeichen der Trauer.

Charles Leclerc kondolierte der Mutter des verunfallten Anthoine Hubert.
Foto: APA/AFP/KENZO TRIBOUILLARD

Mit einer gemeinsamen Schweigeminute gedachten Fahrer und Teamchefs aller Serien bereits am Sonntagmorgen des jungen Franzosen. Unter anderem nahmen Sebastian Vettel und Charles Leclerc in ihren roten Ferrari-Overalls an der kurzen Zeremonie teil, neben ihnen Teamchef Mattia Binotto. Vor dem Halbkreis standen Huberts Mutter Nathalie und sein Bruder Victhor, die den Helm des Verunglückten hielten. (sid, 1.9.2019)

Endstand des Formel-1-Grand-Prix von Belgien am Sonntag in Spa-Francorchamps: Renndistanz: 44 Runden a 7,004 km = 308,052 km

1. Charles Leclerc (MON) Ferrari 01:23:45,710 Durchschnittsgeschw.: 222,688 km/h
2. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes +00,981
3. Valtteri Bottas (FIN) Mercedes +12,585
4. Sebastian Vettel (GER) Ferrari +26,422
5. Alexander Albon (THA) Toro Rosso +01:21,325
6. Sergio Perez (MEX) Racing Point +01:24,448
7. Daniil Kwjat (RUS) Toro Rosso +01:29,657
8. Nico Hülkenberg (GER) Renault +01:46,639
9. Pierre Gasly (FRA) Red Bull +01:49,168
10. Lance Stroll (CAN) Racing Point +01:49,838
11. Lando Norris (GBR) McLaren +1 Runde
12. Kevin Magnussen (DEN) Haas +1 Runde
13. Romain Grosjean (FRA) Haas +1 Runde
14. Daniel Ricciardo (AUS) Renault +1 Runde
15. George Russell (GBR) Williams +1 Runde
16. Kimi Räikkönen (FIN) Alfa Romeo +1 Runde
17. Robert Kubica (POL) Williams +1 Runde
18. Antonio Giovinazzi (ITA) Alfa Romeo +1 Runde

Ausgeschieden: Max Verstappen (NED) Red Bull, Carlos Sainz jr. (ESP) McLaren

WM-Stand (nach 13 von 21 Rennen):

1. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 268
2. Valtteri Bottas (FIN) Mercedes 203
3. Max Verstappen (NED) Red Bull 181
4. Sebastian Vettel (GER) Ferrari 169
5. Charles Leclerc (MON) Ferrari 157
6. Pierre Gasly (FRA) Red Bull 65
7. Carlos Sainz jr. (ESP) McLaren 58
8. Daniil Kwjat (RUS) Toro Rosso 33
9. Kimi Räikkönen (FIN) Alfa Romeo 31
10. Alexander Albon (THA) Toro Rosso 26