Jetzt ist es passiert. Skoda hat auf der MQB-A0-Plattform, dem kleinsten der modularen Querbaukästen aus dem VW-Konzern, einen SUV gebaut. Kamiq heißt er. So weit, so gut, mag man im ersten Moment denken – sind sie eh nicht die Ersten. Stimmt im Grunde. Seat hat auf der gleichen Plattform schon den Arona gebracht, Volkswagen den T-Cross. Doch so einfach ist die Geschichte nicht. Skoda hat sich nämlich wieder einmal eines Rezeptes bedient, das schon den Octavia an die Spitze der heimischen Zulassungsstatistik hob, den Erfolg des Superb, aber auch die Begeisterung für den neuen Scala ausmacht.

Der Kamiq ist der neue und kleinste SUV von Skoda. Einen City-SUV nennt ihn der Hersteller. Trotzdem taugt er auch auf der Langstrecke.
Foto: Skoda
Grafik: der Standard

Skoda setzt sich wieder einmal zwischen die Segmente und baut auf der Plattform, auf der eben der T-Cross steht, einen Wagen, der gleichzeitig auch dem größeren VW T-Roc ins Gehege will. Oder anders gesagt, Skoda nutzt den modularen Querbaukasten bis an seine Grenzen aus. Mit 4.241 Millimeter Länge überragt er die Kleinen und ist kürzer als die Kompakten. Was das Raumangebot innen angeht, spielt er ganz klar in der Liga der größeren Gegner. Sogar in der zweiten Reihe kann man als Erwachsener kommod sitzen, während im Kofferraum immer noch Platz für 400 Liter Klumpert ist. Nutzt man die gesamte Ladekapazität, sind es fast 1400 Liter, die man spazieren führen kann.

Weil Skoda auch den Radstand so groß wie möglich wählt, ist der Fahrkomfort deutlich besser als bei anderen kleinen SUV, und er ist trotzdem sehr wendig. Von der Bergstraße bis zur Langstrecke ist dem Kamiq alles recht. Eine ganze Batterie von Assistenz- und Komfortsystemen – auch da bedient sich Skoda generös im gut gefüllten VW-Konzernlager – bis hin zum Abstandstempomaten oder dem virtuellen Cockpit gibt es obendrauf.

Auch im kleinsten SUV von Skoda, ist die digitale Armaturenlandschaft verfügbar.
Foto: Skoda

Gleichzeitig bleibt der Einstieg recht günstig – auch dafür ist Skoda bekannt. Um deutlich unter 20.000 Euro bekommt man den Turbo-Benziner mit drei Zylindern, 95 PS und 5-Gang-Handschaltung. Um unter 30.000 Euro sitzt man schon in der Top-Ausstattung, hat einen 115 PS starken Turbodiesel mit vier Zylindern, und das Schalten übernimmt ein Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gängen.

Fesch und selbstbewusst

Außerdem ist der Kamiq ein wirklich fesches Auto geworden. Die LED-Leuchten schließen die Scheinwerfer nicht mehr unten ab, sondern sind nach oben gewandert. Auf der Heckklappe finden wir selbstbewusst den Skoda-Schriftzug in einzelnen Buchstaben. Und geblinkt wird jetzt auch schon dynamisch. Wischblinker, sagt der Volksmund dazu.

Beim Heckdesign leistete sich Skoda keine Eskapaden.
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Noch einmal typisch Skoda sind die vielen kleinen Details, die das Leben mit einem Auto einfacher machen sollen, vom Eiskratzer im Tankdeckel bis zur Einfüllhilfe beim Wischwasserbehälter. Der kleine Mülleimer, den man sich in die Türverkleidung klemmen kann, mag ja praktisch sein, aber wer schon einen Ausschlag bekommen hat, weil sich einst bei VW das Ein/Aus-Logo am Lautstärkenregler mitgedreht hat und das Auto somit unaufgeräumt war, wird mit dem Mülli genau so viel Freud haben wie mit einem vollen Aschenbecher in der Mittelkonsole oder einem Blumenkistl vor dem Fenster.

Eigentlich ist der Kamiq ein recht vernünftiges Auto. Nur rein elektrisch angetrieben, gibt es ihn noch nicht.
Foto: Skoda

Es gibt halt blöderweise nicht viel zu schimpfen beim Kamiq. Keine PS-Orgien, keine Auspuffklappen, keine 2,2 Meter Fahrzeugbreite. Stattdessen ein sattes Fahrgefühl, ein moderner sowie praktischer Innenraum, und das alles zusammen auch noch mit passendem Design. Na gut, ein Modell mit E-Motor ist nicht vorgesehen. Dafür folgt Ende des Jahres ein Erdgas-Motor mit 90 PS.

Doch da wäre dann noch...

Nur eines, fällt einem jungen Kollegen ein, gehe gar nicht. Die Sprachsteuerung im Kamiq hört auf den Namen Laura. Und das ist blöderweise der Name seiner Exfreundin. Vielleicht hätte man besser Schatzi nehmen sollen. (Guido Gluschitsch, 6.9.2019)