Marco Schwarz soll in überdimensionale Fußstapfen treten.

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Marcel Hirscher ist noch nicht offiziell zurückgetreten, schon sucht die Skination einen würdigen Nachfolger. Wer wird die neue Göttergestalt im Stangenwald? Ein Name fällt dabei wie das Amen im Gebet: Marco Schwarz. Der 24-Jährige aus Radenthein in Kärnten soll die Herrschaft übernehmen und Mitbewerber fassungslos auf die Zeitnehmung blicken lassen. Wer anderen Menschen in der U-Bahn über die Schulter blickt, liest die Prophezeiung: "Er wird der neue Marcel."

Ganz so einfach wird es vermutlich nicht. Erstens kommen Konkurrenten wie Alexis Pinturault, Henrik Kristoffersen oder Clément Noël nicht per Nudelsuppe angeschwommen. Zweitens erholt sich Schwarz gerade erst von einem Kreuzbandriss. Ende Februar verletzte sich der Kärntner bei einem Rennen in Bulgarien, vor zehn Tagen setzte er wieder erste Spuren in den Schnee. "Ich bin froh, dass ich das geschafft habe. Die vergangenen Monate waren nicht einfach", sagte Schwarz nach einem Training in Saas-Fee.

"Wer bremst, verliert!"

Warum sollte Schwarz also in die Fußstapfen von Hirscher treten können? Woher der Optimismus? Nun, der Grundspeed ist zweifellos vorhanden. "Wer bremst, verliert!" ist das Motto des Rennläufers, und bremsen liegt nicht in seinem Naturell. Mit drei Jahren stand Schwarz zum ersten Mal auf Brettern, mit sieben trat er dem Skiklub Bad Kleinkirchheim bei. Schon bald raste der Stöpsel von Sieg zu Sieg und wurde in den Kärntner Schülerkader aufgenommen.

Freunden des gepflegten Wintersports ist sein Name spätestens seit 2012 ein Begriff. Da gewann Schwarz bei den Olympischen Jugendspielen drei Goldmedaillen. Diese Leistung bestätigte er 2014 mit Gold und Bronze in Super-G und Abfahrt bei den Juniorenweltmeisterschaften. Trotz dieser Erfolge im Speedbereich gehört seine Liebe dem Slalom.

In der vergangenen Saison gelang Schwarz der Durchbruch bei den Profis. Beim City Event in Oslo und in der Kombination von Wengen landete er seine ersten beiden Weltcupsiege, im Februar kürte er sich in Åre zum dreifachen WM-Medaillen-Gewinner. Mit dem Team gab es Silber, dazu kamen Bronze in der Kombination und im Slalom.

Also wird er nun der Hirscher 2.0? Nein, natürlich nicht. Skigötter fallen nicht der Reihe nach vom Himmel. Man gewinnt nicht mir nichts, dir nichts achtmal in Folge den Gesamtweltcup. Aber es ist nicht schlimm, Marco Schwarz zu sein, das Zeug zum Skistar hat er allemal. (Philip Bauer, 2.9.2019)