Kicken vorerst nicht in Parndorf: David Alaba und Marko Arnautovic.

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Eisenstadt – Das Burgenland liebäugelt recht intensiv mit dem Plan, Standort eines Nationalstadions zu werden. Jedenfalls die politische Landesspitze tut das. Demnächst wird sie sich mit dem Verbandspräsidenten Leo Windtner zusammensetzen. "Wir wollen uns die konkreten Pläne des ÖFB einmal anhören", sagt Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, der als Sportminister einem Neubau das Wort geredet hat, "wir sind ja immerhin auch langjährige Partner." Seit 1997 ist das Burgenland Teamsponsor – durch alle Tiefen und raren Höhen.

Mit dabei bei diesem ballesterischen Gipfel sind Sportlandesrat Christian Illedits (SPÖ) und Doskozils Stellvertreter Johann Tschürtz (FPÖ), der schon vor dem Sommer den Standort Parndorf ins Spiel gebracht hat. Ein Nationalstadion in der Region Parndorf wäre doch "ein wunderbares Geschenk zum hundertsten Geburtstag des Burgenlandes".

"90 Prozent dagegen"

Der ist im Dezember 2021. Da wird es also eng. Zumal mit Wolfgang Kovacs, dem Parndorfer Bürgermeister, noch nicht einmal geredet worden ist. "Am vergangenen Donnerstag war Gemeinderatssitzung. Ich hab das unter dem Punkt Allfälliges zur Debatte gestellt, aber ich weiß ja auch nicht mehr, als ich den Medien entnommen habe." Den Eindruck der Debatte fasst er so zusammen: "Wenn wir jetzt eine Volksbefragung machen würden, wären 90 Prozent dagegen."

Gerhard Milletich wäre einer von den zehn Prozent. Milletich ist nicht nur Obmann des SC-ESV Parndorf 1919, eines Regionalligavereins, der eine Zeitlang sogar in der zweiten Liga gekickt hat. Er ist auch der Chef des burgenländischen Fußballverbandes. "Es ist kein Geheimnis, dass uns ein Stadion im Burgenland sehr freuen würde." Aktiv ins Spiel gebracht habe er, das ÖFB-Präsidiumsmitglied, den Standort aber nicht.

Vorteile freilich hätte Parndorf zahlreiche: gute, auch öffentliche Verkehrsanbindung an Wien und den Flughafen. Ein riesiges Einkaufareal, von so manchen durchaus als Shoppingparadies empfunden. "Zahlreiche internationale Firmen haben sich hier angesiedelt. Das könnte auch bei der Finanzierung hilfreich sein."

"Wir brauchen eine Pause"

Allerdings ist in dieser Rechnung der Wirt noch nicht dabei. Wolfgang Kovacs ist Chef der Liste Parndorf (Lipa), die den Gemeinderat mit mehr als 54 Prozent dominiert. Er selbst kam bei der Bürgermeister-Direktwahl auf mehr als 72 Prozent. Der Erfolg der Lipa beruht auf einem einfachen Slogan: pomali. "Wir haben immer noch zu tun, den Wildwuchs von Grundstückwidmungen früherer Ortsregierungen aufzuarbeiten. Wir brauchen eine Pause." Man leide unter dem Verkehr, dem Lärm, dem Feinstaub. Würde er das ignorieren, wären die Parndorfer rasch mit den nassen Fetzen hinter ihm her.

Unter dieser Prämisse des Pomali kann sich Kovacs eine Umwidmung für einen Stadionkomplex in seiner Gemeinde nicht vorstellen. Ja, es gebe ein durchaus geeignetes Grundstück: direkt an der Autobahn, Gleisanschluss denkbar, 27 Hektar groß. Kürzlich wollte man dort auf 44.000 Quadratmetern einen Bürokomplex errichten. "Der Gemeinderat hat aber die Umwidmung abgelehnt."

Unlängst erst hat sich Kovacs an die Spitze einer Bürgerinitiative gestellt, die den Plan, hier den Endbahnhof der russischen Breitspurbahn zu errichten, vehement bekämpft. "Die Eisenbahnbauer hätten zumindest den Vorteil, dass sie im Fall des Falles auch enteignen könnten", sagt er. Stadionbauer können das nicht. Es werde also nicht viel anderes übrigbleiben, als mit den Parndorfern und ihrer Vertretung zu reden. (Wolfgang Weisgram, 2.9.2019)