Berlin – Bei den deutschen Sozialdemokraten werden wohl acht Kandidaten-Duos für den Parteivorsitz antreten. An der Bewerberlage habe sich zunächst nichts mehr geändert, sagte eine Parteisprecherin am Sonntagnachmittag, nach Ablauf der Frist um 18 Uhr, in Berlin. Das betreffe auch den Satiriker Jan Böhmermann. Dieser ging nach eigenen Angaben allerdings am Sonntag zunächst davon aus, die nötigen Unterlagen noch einreichen zu können. Die Parteisprecherin sagte, der Wahlvorstand der SPD komme am Montag zusammen, um das Kandidatenfeld endgültig zu bestätigen.

Zuletzt hatte die Partei mitgeteilt, dass acht Duos die Voraussetzungen für eine Bewerbung erfüllt hätten. Am Start stehen demnach jeweils gemeinsam der deutsche Finanzminister und Vizekanzler Olaf Scholz und die Brandenburger Landtagsabgeordnete Klara Geywitz. Wenn es im Rennen um den SPD-Vorsitz so etwas wie ein Favoritenduo geben sollte, dann ist es am ehesten dieses Team, das eine solche Position einnimmt. Allerdings gilt das Duo als geschwächt, seitdem Geywitz am Sonntag ihren brandenburgischen Wahlkreis in der Innenstadt von Potsdam an die Grüne Kandidatin Marie Schäffer verloren hat.

Linke Angebote, engagierte Leichtgewichte

Der ehemalige Finanzminister Nordrhein-Westfalens, Norbert Walter-Borjans, und die Bundestagsabgeordnete Saskia Esken, Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius und Sachsens Integrationsministerin Petra Köpping, die Vorsitzende der SPD-Grundwertekommission, Gesine Schwan, und Parteivize Ralf Stegner zählen zu erweiterten Favoritenkreis. Europa-Staatsminister Michael Roth und die ehemalige nordrhein-westfälische Familienministerin Christina Kampmann führen nach Angaben von Parteimitgliedern eine sehr engagierte Kampagne, sie zählen aber nicht als politische schwergewichtige Kandidaten.

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Acht Kandidatenteams treten um den SPD-Vorsitz an. Juso-Chef Kevin Kühnert, sehr klein im Bild, zählt nicht dazu.
Foto: Reuters / Michael Dalder

Die Bundestagsabgeordneten Karl Lauterbach und Nina Scheer, Flensburgs Oberbürgermeisterin Simone Lange und der Oberbürgermeister von Bautzen, Alexander Ahrens, versuchen sich als Gegner der großen Koalition und als linke Kandidatendous zu profilieren. Noch weiter links davon sehen sich die Bundestagsabgeordnete Hilde Mattheis und der ver.di-Chefökonom Dierk Hirschel.

Böhmermann verweist auf Rechtsweg

Böhmermann hatte nach eigenen Worten die SPD-Mitgliedschaft in Köthen in Sachsen-Anhalt erhalten – der SPD-Landesverband hatte am Samstag allerdings widersprochen. Am Sonntag teilte Böhmermann auf Twitter mit, es gebe wohl "noch immer kleinere Herausforderungen" mit seiner Parteimitgliedschaft. Letztendlich dürfte der TV-Komiker keines der nötigen Kriterien – neben der Parteimitgliedschaft die Unterstützung von fünf SPD Unterbezirken, einem Bezirk oder einem Landesverband – erfüllt haben.

Jan Böhmermann will weiter, darf aber wohl nicht, SPD-Chef werden.
Foto: Youtube / Neo Magazin Royale

Am Montagmorgen teilte er dann allerdings mit, dass es mit der Erfüllung der formalen Kriterien nicht geklappt habe. Allerdings stellte er später in Aussicht, "auf juristischem Wege" um sein Antreten kämpfen zu wollen.

Auf einem außerordentlichen Landesparteitag in Herbst stimmte die Basis der SPD in Sachsen-Anhalt am Samstag für eine Doppelspitze. Im Unterschied zur Bundesebene kandidieren keine Teams – Frauen und Männer werden jeweils getrennt gewählt. Zuvor ziehen die Kandidaten zu Vorstellungsgesprächen durch die Landes- und Kreisverbände der Partei. Das Modell der Doppelspitze soll laut Antrag des Landesvorstands dauerhaft eingeführt werden. Die Neuerung tritt ab Jänner 2020 in Kraft. (mesc, APA, 2.9.2019)