Rund jeder vierte Nichtakademiker leistet zwei bis vier Überstunden pro Woche, 13 Prozent zwischen vier und sechs Stunden, und 15 Prozent machen mehr als sechs Überstunden.

Foto: Elmar Gubisch

Bei Nichtakademikern gehören Überstunden zum Arbeitsalltag. Das zeigt der aktuelle Blue-Collar-Kompass, für den die deutsche Jobbörse mobilejob.de 1.000 Arbeitnehmer ohne Uni-Abschluss vom Marktforschungsunternehmen Respondi befragen ließ.

Demnach arbeiten 74 Prozent aller Nichtakademiker regelmäßig mehr, als in ihren Arbeitsverträgen festgehalten ist. Rund jeder Vierte arbeitet zwischen zwei und vier Stunden mehr pro Woche, 13 Prozent zwischen vier und sechs Stunden, und 15 Prozent der Befragten machen mehr als sechs Überstunden.

Insgesamt arbeiten die meisten Arbeitnehmer (46 Prozent) im Blue-Collar-Bereich zwischen 38 und 40 Stunden pro Woche. Nur 13 Prozent arbeiten mehr als 40 Stunden und 18 Prozent weniger als 30 Stunden. Die meisten üben übrigens nur einen Job aus, während zwölf Prozent zwei Jobs haben – und drei Prozent der Befragten arbeiten in drei oder mehr Arbeitsverhältnissen.

Frauen erhalten seltener Überstundenausgleich

Alarmierend seien die Ergebnisse deshalb, weil knapp zwei Drittel der Befragten angaben, dass ein überdurchschnittliches Arbeitsaufkommen und Überstunden Stress auslösen, heißt es in der Aussendung. Konkret verspüren 89 Prozent der Nichtakademiker regelmäßig berufsbedingten Stress, ein Drittel sogar immer oder oft.

"Nichtakademische Tätigkeiten sind in der Regel körperlich fordernder als Jobs, die Akademiker ausfüllen. Das bedeutet: Mehrarbeit wirkt sich hier nachhaltiger auf den Körper und die Motivation der Mitarbeiter aus als bei Bürotätigkeiten", sagt Mobilejob-Geschäftsführer Steffen Manes.

Immerhin wird die Mehrarbeit von den Arbeitgebern überwiegend kompensiert. Mehr als die Hälfte jener, die Überstunden leisten, bekommt dafür Zeitausgleich. 23 Prozent bekommen die Stunden ausbezahlt, und bei mehr als einem Fünftel sind die Überstunden bereits im Gehalt abgegolten. Hier zeigt sich ein Geschlechterunterschied, so die Studie: 24 Prozent der befragten Frauen bekommen ihre Überstunden nicht kompensiert, hingegen nur 18 Prozent der Männer.

Situation in Österreich

Laut Statistik Austria lag im Jahresdurchschnitt 2018 die wöchentliche Arbeitszeit pro Woche bei 36,6 Stunden, bei den unselbstständig Erwerbstätigen bei 35,7 Stunden.

Im Durchschnitt hat jeder österreichische Beschäftigte im Vorjahr 7,3 Überstunden pro Woche geleistet – hier wird allerdings nicht nach Ausbildungsniveau unterschieden. Bezogen auf alle Angestellten wurden durchschnittlich 1,3 Überstunden pro Woche verrichtet.

Doch nicht alle Überstunden werden bezahlt oder durch Zeitausgleich abgegolten. 2018 wurden durchschnittlich 6,1 Überstunden pro Woche ausbezahlt, das ist ein Sechstel weniger, als tatsächlich gearbeitet wurde. Der Anteil unbezahlt geleisteter Überstunden liegt bei Frauen deutlich höher (22,3 Prozent) als bei Männern (14,5 Prozent). (red, 4.9.2019)