Der Aufstieg der Banane zum Allerweltsobst ist beeindruckend. Aus ihrem Ursprungsgebiet in Südostasien, wo die Frucht schon 600 vor unserer Zeitrechnung schriftlich erwähnt wurde, gelangte sie über Madagaskar nach Afrika, auf die Kanarischen Inseln, weiter auf den amerikanischen Kontinent und in die Karibik, wo portugiesische Siedler zu Beginn des 16. Jahrhunderts erste Plantagen gründeten.

Die bei uns erhältliche Bananensorte "Cavendish" macht fast die Hälfte der weltweiten Produktion aus. Das könnte sich ändern.
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Für ein breites europäischen Publikum wurde die kohlenhydratreiche Frucht freilich erst im Lauf des vergangenen Jahrhunderts zugänglich und leistbar, heute gehen knapp 32 Prozent der weltweiten Bananenexporte in die Europäische Union. In Österreich belegt die Banane in Sachen Beliebtheit seit langem einen Spitzenplatz – einzig gegenüber dem Apfel zieht sie nach wie vor den Kürzeren.

Dominante Sorte

Dass es weltweit mehr als 1.000 Bananensorten gibt, schlägt sich im Angebot nicht nieder, als Exportbanane dominiert weltweit die Sorte "Cavendish". Doch der enormen Nachfrage nach dieser Frucht stehen bedenkliche Entwicklungen gegenüber. Forschern zufolge könnte es die bekannteste aller Bananen in einigen Jahren schon nicht mehr geben. Das liegt vor allem an der rasanten Ausbreitung der sogenannten Panamakrankheit: Die durch einen Schlauchpilz verursachte Krankheit befällt Bananenpflanzen über die Wurzeln und lässt sie – fruchtlos – verkümmern.

Eine "Cavendish"-Staude in Kenia.
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Schon einmal wurde auf diese Weise eine bedeutende Bananensorte hinweggerafft: Bis Mitte des 20. Jahrhunderts hieß die wichtigste Handelssorte "Gros Michel", ehe der Großteil der Plantagen durch massiven Pilzbefall vernichtet wurde. Die "Cavendish"-Banane schien nicht anfällig dafür zu sein, und so wurde allerorts auf diese Sorte umgestellt. An dem Grundproblem änderte sich aber nichts: Durch den intensiven Monokulturanbau ging die genetische Vielfalt verloren.

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Befallene Bananenpflanzen in Kolumbien. Die Behörden ordneten die sofortige Vernichtung an.
Foto: AP/Fernando Vergara

Ausbruch in Kolumbien

Damit stieg wiederum die Krankheitsanfälligkeit, und eine neue Version des gefürchteten Obstkillers ließ nicht lange auf sich warten: In den 1990er-Jahren befiel erstmals in Asien die Schlauchpilzvariante Tropical Race 4 Bananenpflanzen. Seitdem erreichte die Krankheit Afrika und den Nahen Osten, Mitte August schlugen Wissenschafter in Südamerika Alarm: Tropical Race 4 brach in mehreren Plantagen in Kolumbien aus, die Regierung erklärte den Notstand.

Für Menschen ist der Pilz übrigens nicht gefährlich – er befällt die Pflanzen und hemmt deren Wachstum, beeinträchtigt aber bereits ausgebildete Früchte nicht. Für die Pflanzen ist er jedoch tödlich, und wenn die ersten sichtbaren Symptome auftreten, ist es bereits zu spät. Bisher gibt es kein wirksames Fungizid – die einzige Hoffnung liegt daher in der Gentechnik. Inzwischen gibt es zwar schon transgene Bananen dieser Sorte, die resistenter gegen Tropical Race sind. Die Vermarktung gentechnisch veränderter Früchte dürfte allerdings mehr als schwierig werden.

Verlierer und Gewinner

Nicht nur durch den Pilz droht Ungemach am Bananenmarkt. Forscher der Universität Exeter wagen nun Prognosen, wie sich der Klimawandel künftig auf den Anbau auswirken wird. Wie Dan Bebber und Kollegen im Fachblatt "Nature Climate Change" berichten, dürften große Veränderungen zu erwarten sein: Während die Erderwärmung in den vergangenen Jahrzehnten dem Anbau überall zugutekam und die Erträge in den Hauptanbauländern stetig wuchsen, könnte es in einigen der wichtigsten Regionen ab 2050 zu Ernterückgängen kommen. Betroffen wäre den Modellrechnungen zufolge etwa der weltgrößte Bananenproduzent Indien oder das viertgrößte Anbauland Brasilien. Auch Kolumbien muss sich den Forschern zufolge auf Ernteeinbußen einstellen.

Indien ist der größte Bananenproduzent der Welt. Ab 2050 sind dort mit Ernterückgängen zu rechnen, heißt es in einer aktuellen Studie.
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Einige Anbaugebiete in Südamerika und Afrika könnten hingegen auch längerfristig vom Klimawandel profitieren, so Bebber: "Es wird Gewinner und Verlierer geben. Die Folgen des Klimawandels für den Bananenanbau wurden bisher weitgehend ignoriert, aber es ist dringend erforderlich, die tropischen Landwirtschaften darauf vorzubereiten." Die Früchte würden das Einkommen und Überleben von Millionen von Menschen sichern. Es geht um weit mehr als die Rettung des sommerlichen Bananensplits. (David Rennert, 3.9.2019)