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Afghanische Sicherheitskräfte bei der Räumung des Anschlagsortes in der Hauptstadt Kabul. Trotz der anhaltenden Angriffe der Taliban wollen die USA weiter mit den Radikalislamisten über einen Friedensvertrag verhandeln – auch, weil Präsdient Donald Trump seinen Wählerinnen und Wahlern einen Rückzug aus dem Land versprochen hat.

Foto: AP / Rahmat Gul

Kabul – Ungeachtet eines offenbar kurz bevorstehenden Abkommens mit den USA über Wege zu Frieden in Afghanistan erhöhen die radikalislamischen Taliban die Zahl ihrer Angriffe. Bei einem Autobombenanschlag in der Hauptstadt Kabul in der Nacht auf Dienstag sind offiziellen Angaben zufolge mindestens 16 Menschen getötet und weitere 119 verletzt worden.

Die Autobombe in Kabul in der Nähe einer Wohn- und Büroanlage für Ausländer war der dritte aufsehenerregende Angriff in Afghanistan binnen drei Tagen. Am Samstag hatten Hunderte Taliban-Kämpfer versucht, die nördliche Provinzhauptstadt Kunduz zu überrennen. Am Sonntag griffen Taliban-Kämpfer die Provinzhauptstadt Pul-e Khumri an. In beiden Städten starben nach offiziellen Angaben mindestens 32 Sicherheitskräfte und Zivilisten.

Anschlag während Interview von US-Verhandle

Die Taliban erklärten über Twitter, der Angriff in Kabul sei "die Stimme jener unterdrückten Landsleute, die getötet und verwundet werden und deren Häuser durch wiederholte Bombenangriffe und Überfälle zerstört werden".

In einem nur wenige Minuten vor dem Anschlag vom TV-Sender ToloNews ausgestrahlten Interview hatte der US-Sondergesandte für Afghanistan, Zalmay Khalilzad, erklärt, man habe sich mit den Taliban "grundsätzlich" geeinigt. Bei den seit rund einem Jahr laufenden USA-Taliban-Gesprächen geht es vor allem um Truppenabzüge und Garantien der Taliban, dass Afghanistan kein sicherer Hafen für Terroristen wird. In der Folge sollen innerafghanische Friedensgespräche geführt werden.

Proteste für Verlegung von Ausländerquartieren

Die "grundsätzliche" Einigung zwischen den USA und den Taliban sei aber erst endgültig, wenn sich US-Präsident Donald Trump damit einverstanden erkläre, sagte Khalilzad. Sollte Trump zustimmen, könne das Abkommen in den kommenden Tagen verkündet werden. Vonseiten der Taliban gab es vorerst keinen Kommentar dazu. Die USA haben trotz fortgesetzter Anschläge und Angriffe der Taliban bisher an den Friedensgesprächen mit den Radikalislamisten festgehalten – auch, weil US-Präsident Donald Trump seinen Wählerinnen und Wählern versprochen hat, sich aus dem Land zurückzuziehen. Zumindest teilweise – denn erst kürzlich verkündete Trump, 8.600 US-Soldaten in Afghanistan stationiert lassen zu wollen.

Am Dienstag brachen nach dem Autobombenanschlag rund um die angegriffene Wohn- und Büroanlage für Ausländer Proteste aus. Hunderte Menschen hätten erst gefordert, dass Einrichtungen für Ausländer in Gebiete verlegt würden, die von Wohngegenden weit entfernt seien, berichtete der lokale TV-Sender ToloNews. Wenig später seien sie in die stark geschützte Anlage vorgedrungen und hätten Teile in Brand gesetzt.

Nato bleibt im Einsatz

Nach den Worten von US-Außenminister Mike Pompeo will derweil die Nato an der Unterstützung der afghanischen Sicherheitskräfte festhalten. Das Bündnis bleibe diesem Ziel verpflichtet, erklärte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Dienstag nach einem Treffen mit US-Außenminister Mike Pompeo in Brüssel.

Die Nato unterstütze aber "in jeder Hinsicht Bemühungen, einen Frieden in Afghanistan zu erreichen", erklärte Stoltenberg im Kurzbotschaftendienst Twitter. Er verurteilte zugleich jüngste "schreckliche Angriffe" am Hindukusch. Bei einem Anschlag in der afghanischen Hauptstadt Kabul waren am Montagabend mindestens 16 Menschen getötet worden. Laut Innenministerium wurden 119 weitere verletzt. Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag. (red, APA, 3.9.2019)