Sahra Wagenknecht sieht ihre Partei mitschuldig an den Erfolgen der AfD.

Foto: APA/AFP/dpa/MICHAEL KAPPELER

Die rechte AfD hat bei den Wahlen in Sachsen und Brandenburg am Sonntag satte Zugewinne gemacht. In Sachsen konnte die AfD ihren Stimmanteil von 9,7 auf 27,5 Prozent fast verdreifachen und erreichte den zweiten Platz hinter der CDU, in Brandenburg landete die AfD ebenfalls auf dem zweiten Platz und konnte ihr Ergebnis gegenüber 2014 fast verdoppeln.

Die scheidende Linksfraktionschefin im Bundestag, Sahra Wagenknecht, gibt ihrer eigenen Partei Mitschuld an den starken Wahlergebnissen der AfD in Sachsen und Brandenburg. "Wir waren über viele Jahre die Stimme der Unzufriedenen", sagte Wagenknecht dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Indem wir uns von unseren früheren Wählern entfremdet haben, haben wir es der AfD leicht gemacht. Insofern sind wir für ihren Erfolg mitverantwortlich."

Wagenknecht kritisiert pauschalisierenden Umgang mit AfD-Wählern

Die Linke war in Ostdeutschland stets stark, noch 2014 erreichte die Partei in Thüringen 28,2 Prozent – den besten Wert bei einer Landtagswahl in ihrer Geschichte. In den letzten Jahren verlor die Linke aber durchgehend Prozente. Eine Wählerstromanalyse im Auftrag der ARD zeigt, dass die Linke den größten Anteil ihrer Wähler, nämlich 29.000, an die AfD verloren hat. Auch in Brandenburg verlor die Linke Wähler, allerdings vor allem an die SPD und Grüne.

Wagenknecht kritisiert den auch Umgang ihrer Partei mit AfD-Anhängern. Dass sie "gern pauschal als Rassisten beschimpft werden, obwohl früher viele von ihnen links gewählt haben", zeige die "wachsende Distanz zu dieser Lebenswelt".

CO2-Steuer überdenken

Wagenknecht stellte die Frage, für wen die Linke in erster Linie Politik machen wolle, "für die gut ausgebildete, gehobene Mittelschicht in den Metropolen oder für diejenigen, die um ihr bisschen Wohlstand immer härter kämpfen müssen?" Wenn die Link "Menschen jenseits des hippen Großstadtmilieus" erreichen wolle, müssten sie ihre "Sicht der Dinge ernst nehmen, statt sie zu belehren, wie sie zu reden und zu denken haben.

Das betreffe auch den Klimaschutz: "Wenn Teile der Linken die CO2-Steuer befürworten, die Pendler und die Mittelschicht außerhalb der Großstädte hart treffen würde, müssen wir uns nicht wundern, dass sich viele abwenden."

Die langjährige Fraktionsvorsitzende Wagenknecht hatte im März bekanntgegeben, sich von der Parteispitze zurückzuziehen. Sie bleibt aber noch bis zur turnusmäßigen Wahl zum Fraktionsvorstand im Amt. (red, 3.9.2019)