Bild nicht mehr verfügbar.

Der Prozess gegen die Pornoseite dürfte noch mehrere Monate dauern.

Foto: Reuters

Das "Amateur"-Genre dürfte wohl eine der beliebtesten Richtungen im Bereich der Pornofilme sein. Hier wird versprochen, oder zumindest so getan, als ob sich vor der Kamera keine professionellen Darsteller bewegen, sondern "gewöhnliche" Bürger. Darauf spezialisiert hatte sich auch eine Website namens "Girls Do Porn", gegen deren Betreiber nun eine Sammelklage von 22 Frauen wirft.

Sie werfen der Plattform vor, sie unter falschen Versprechungen zur Aufnahme von Sexfilmen überredet zu haben. Für viele von ihnen hatte dies fatale Folgen für ihr Privat- und Berufsleben.

Erstkontakt per Kleinanzeige

Eine Betroffene erzählt gegenüber Daily Beast von ihren Erfahrungen. Sie hatte als damals 18-Jährige Studentin im Februar 2016 eine Anzeige auf der Kleinanzeigenplattform Craigslist entdeckt, wo sie nach einer Arbeitsstelle gesucht hatte. Sie hatte zuvor in der Gastronomie gearbeitet und kleinere Jobs als Model und Schauspielerin angenommen. "Besonders süße Ladies gesucht" war die Anzeige getitelt. Sie führte auf eine Website namens "Begin Modeling", die den Eindruck erweckte, es würde sich um reguläre Modelling-Arbeit handeln.

Sie füllte die dortige Anmeldung für Interessenten aus und übermittelte auch Fotos. Bald darauf hin erhielt sie eine Nachricht. Aus dieser war bereits erkennbar, dass es um "Erwachseneninhalte" gehe. Da sie daran eigentlich kein Interesse hatte, meldete sie sich nicht mehr. Etwas später erhielt sie wieder eine Nachricht von einem "Jonathan N.", der laut dem Anwalt der Klägerinnen als Pseudonym vom neuseeländischen Seitenbetreiber Michael P. und dem Pornodarsteller Andre G. genutzt worden sein soll.

Netflix

Film sollte nur per DVD an "Sammler" gehen

Dieser versprach eine Belohnung von 5.000 Dollar für die Aufnahme eines 30-minütigen Sexfilms. Flug und Unterkunft zur Location in San Diego würden bezahlt und seien schon reserviert. Zudem würde der Film nicht online veröffentlicht werden, sondern nur via DVDs an "private Sammler" in Australien, Großbritannien und einigen anderen Ländern erhältlich sein. Die Videos sollten außerdem keinerlei Informationen über die Darstellerinnen beinhalten.

Angeblich gebe es bereits 200 andere Frauen, die schon teilgenommen hätten, ohne dass ihre Identität je bekannt geworden wäre. Zwei davon nannte er. Eine davon gab mittlerweile unter Eid zu Protokoll, dass sie nie ein Video aufgenommen hatte und bezahlt worden war, um Interessenten zu erzählen, dass die Filme nicht ins Netz gestellt würden.

Nachdem ihre Sorgen von dem Kontakt ausgeräumt worden waren, willigte die Betroffene schließlich ein, den Dreh durchzuführen. Eine wesentliche Rolle spielten dabei finanzielle Erwägungen. Sie hatte keine Arbeit, kaum Geld und ihre Mutter musste noch zwei andere studierende Kinder unterstützen.

Dreh endete erst nach Weinkrampf

Vor Ort bot Andre G. ihr dann einen Joint an, nach dem Rauchen wurde der Vertrag unterzeichnet. Sie hatte diesen nicht erneut durchgelesen, da ihr versichert worden war, dass die bereits zuvor vereinbarten Bedingungen darin vermerkt seien. Zudem herrschte Zeitdruck, da sie am gleichen Abend wieder heimfliegen sollte.

Die Aufnahmen dauerten wesentlich länger, als versprochen und beinhalteten auch Praktiken, die nicht vereinbart waren. Als sie danach duschen wollte, wurde ihr dies zuerst verweigert, weil der Kameramann noch ein Interview aufnehmen wollte. Als sie schließlich einen Weinkrampf bekam, wurde der Dreh schließlich doch beendet. Statt 5.000 Dollar wurden ihr nur 3.000 bezahlt. Sie hatte auch nach einer Kopie des Vertrages gefragt, diese aber nie erhalten.

Film wenig später im Netz veröffentlicht

Sie dachte, mit dem Dreh wäre ihr Albtraum vorbei. Doch als das Video schließlich im April 2016 online veröffentlicht wurde, dauerte es nicht lange, ehe sie selbst, Freunde und Verwandte davon erfuhren. Der Clip war bald nicht nur auf "Girls Do Porn" zu finden, sondern auch auf verschiedenen bekannten Pornoportalen. Screenshots verbreiteten sich in diversen Foren. Bald tauchten auch Fotos von ihr auf, die sie nie auf sozialen Medien veröffentlicht hatte, in der Schulcafeteria hörte sie andere über das Video reden.

Ihr Freund verließ sie, sie wurde aus dem Cheerleading-Team ihres Colleges geworfen. Sie begann, unter Panikattacken zu leiden und musste sich Antidepressiva verschreiben lassen. Um nicht täglich damit konfrontiert zu werden, zog sie vom Campus an einen rund 20 Autominuten entfernten Ort. Die Versuche, "Jonathan N." zu kontaktieren, blieben erfolglos. Schließlich fand sie heraus, dass andere Betroffene eine Klage gegen die Produktionsfirma vorbereiteten und schloss sich an.

Betreiber weist Schuld von sich

P. und die anderen Angeklagten weisen jegliche Schuld von sich. Sie erklären, den Frauen seien die Vertragsbestimmungen klar gewesen und sie hätten sich mit ihrer Unterschrift auch zum Verzicht auf jegliche Schadenersatzforderungen verpflichtet. Und aufgrund öffentlich gewordener Sextapes von Prominenten sowie der Tatsache, dass sie selbst auch auf sozialen Medien aktiv gewesen seien, hätte ihnen auch das Risiko der Mitwirkung in einem Porno bewusst sein müssen.

Der Prozess in San Diego hatte erst nach einigen Verzögerungen begonnen. Die Produktionsfirma hatte unter anderen um Konkurs angesucht und vorsätzlich Vorladungen ignoriert. Es wird angenommen, dass das Verfahren zumindest noch mehrere Monate andauern wird. (red, 3.9.2019)