FAQ Bregenzerwald vermittelt Wissen über Alpwirtschaft.

Foto: Frau Fontain

Theresa Gunz (links) und Alissia Heregger thematisieren Alparbeit.

Foto: Frau Fontain

Andelsbuch – Eigentlich wissen die Städter wenig über Bergkäse und ziemlich gar nichts über dessen Herstellung auf heimischen Almen. Mit diesem Umstand beschäftigten sich Theresa Gunz und Alissia Heregger, Schülerinnen der Wirtschaftsschulen Bezau im Bregenzerwald, in ihrer Diplomarbeit. Die Arbeit ist Teil des ersten FAQathon, eines neuen Formats, das im Rahmen des Gesellschaftsforums FAQ Bregenzerwald ausprobiert wird. Die Idee: Man spannt Menschen aus verschiedenen Bereichen, hier Schülerinnen und Schüler, ein Unternehmen, konkret Rupp Käse mit der Marke Alma, und zwei Kreative – Architekt Wolfgang Schwarzmann und Grafiker Christian Feurstein – zusammen und lässt sie über mehrere Monate zu einer Fragestellung arbeiten.

Antwort auf die Frage "Wie kann man die Bedeutung der Alpwirtschaft vermitteln?" gibt nun eine von Gunz und Heregger konzipierte Ausstellung im Schuppen der FAQ-Homebase "Jöslar" in Andelsbuch.

Ausstellung macht Arbeit sichtbar

Grundlage der Ausstellung ist das Ergebnis einer Befragung unter Menschen, die auf Almen (in Vorarlberg Alpen genannt) arbeiten. Visualisiert mit Elementen, die auf der Alp oder im Stall zum Einsatz kommen, wird das Arbeiten auf der Alp nachvollziehbar. "Wir wollten eine andere Art von Ausstellung machen. Eine, die interaktiv ist, aber ohne Computer", sagt Gunz.

Man kann beispielsweise den Hütebua (Elektrozaun) angreifen, Kuhglocken unterschiedlicher Größe zum Bimmeln bringen, einen 35 Kilo schweren hölzernen Käselaib lupfen, Käse kosten. Und so ganz nebenbei erfahren, was die Drei-Stufen-Landwirtschaft (Bauernfamilie zieht im Sommer vom Tal auf das Maisäß, dann auf die Hochalp) ist und wie das oft fälschlich als Idylle dargestellte Almleben wirklich ist.

Der Tag ist lang auf der Alm

Der Arbeitsalltag von Sennerinnen und Sennern, Hirten, Köchinnen, Melkern ist mit dem im Achtstundenbetrieb nicht vergleichbar. "Ich wusste nicht, wie zeitintensiv die Arbeit ist", sagt Theresa Gunz. Der Großteil der befragten Älplerinnen und Älpler arbeitet im drei bis vier Monate dauernden Alpsommer weit über zehn Stunden täglich. Der Tag beginnt, wenn Stadtmenschen noch tief schlafen, gegen vier Uhr morgens.

Bis zu 1.000 Liter Milch landen pro Tag in den Kannen und schließlich im Sennkessel. Pro Woche werden durchschnittlich 732 Kilogramm Käse, 45 Kilo Butter und 99 Kilo Rahm produziert. Mit Hüten und Melken von durchschnittlich 54 Kühen ist es aber nicht getan. "Mich hat der Einblick in den Tagesablauf sehr überrascht", sagt Matthias Köb, Projektleiter des FAQathon. Obwohl selbst aus dem Bregenzerwald stammend, war es für ihn neu, was auf der Alm neben der Käseerzeugung noch geleistet werden muss: Landschaftspflege, Wegpflege, Reparatur von Zäunen und Gerätschaften, Gäste bewirten.

Pflege der Landschaft

"Ohne die Vorarlberger Alpwirtschaft wäre die Käselandschaft und vor allem die Kulturlandschaft Vorarlbergs um ein bedeutendes Stück ärmer", sagt Käseunternehmer Josef Rupp und betont den ökologischen Aspekt: "Würden die Alpen nicht mehr bewirtschaftet, würde alles zuwachsen. Die Kulturlandschaft wäre um ein bedeutendes Stück ärmer."

Was aus Sicht Rupps nicht nur ein Problem für die Tourismuswirtschaft wäre, sondern auch die Lebensqualität der Menschen in alpinen Regionen mindern würde. Rupp bezieht Käse von 80 der 137 Vorarlberger Sennalpen. (Jutta Berger, 3.9.2019)