Weinmarketingexperte Willi Klinger übernimmt die Leitung von Wein & Co.

Foto: Apa/ÖWM/Manfred Klimek

Monatelang hat die Weinbranche gerätselt, was Willi Klinger als Nächstes tun wird. Zu Jahresanfang hatte er bekannt gegeben mit Ende 2019 nach 13 Jahren die Geschäftsführung der Österreich Weinmarketing (ÖWM) abzugeben. Dort hatte der Marketingguru dem kleinen Weinland Österreich zu weltweiter Bekanntheit verholfen.

Seit Montag steht die Antwort fest: Der 62-Jährige übernimmt die Leitung der Handelskette Wein & Co. Außerhalb der vinophilen Blase kommt nun sogleich eine andere Frage auf: "Ist das der Bruder des oberösterreichischen Landesrats Wolfgang Klinger (FPÖ), der beinahe zeitgleich mit seinem Sager zu 'Mischkulturen' Aufsehen erregt hat – und am Vortag Kopf des Tages war?"

Willi Klinger stellt im STANDARD-Posting klar: "Der Landesrat ist mein jüngerer Bruder. Für seine verbalen Fehlleistungen kritisiere ich ihn scharf und bin auch enttäuscht ... Aber wir führen oft auch heftige Debatten, denn ich bin, wie meine anderen Geschwister außer ihm, bei Gott kein Freiheitlicher." Im STANDARD-Gespräch führt er die konträren politischen Ansichten auf die Lebenswege zurück, die er und seine Geschwister einschlugen. "Mein Bruder Thomas und ich haben geisteswissenschaftliche Studien absolviert. Ebenso wie meine Schwester Hedi. Im Kontakt mit Künstlern ist eine rechtsnationale Gesinnung so gut wie unmöglich", sagt Klinger.

Es brauche generell mehr Geisteswissenschafter in der Politik; das fehlende Gefühl für Sprache, die Lücke in humanistischer Bildung sei auch der Stolperstein für seinen Bruder Wolfgang gewesen: "Er ist zu Hause geblieben und ist Techniker. Mein Bruder ist wirklich kein Nazi, aber es fehlt ihm an sprachlichem Feingefühl."

Ein Manko, das man Klinger nicht vorhalten kann. Er war einst Lehramtsanwärter für Französisch und Italienisch, bevor er sich zum Schauspieler ausbilden ließ. Nach ein paar Jahren auf der Bühne entdeckte er die Liebe zum Wein. "Ich habe viele Talente", sagt er. "Das war ein Problem, ich hätte mich zerspragelt. Erst der Wein hat aus einem Feuerball, der nicht weiß, wohin, ein Paket gebunden."

Der verheiratete Vater zweier Kinder wurde Marketingleiter eines Salzburger Wein- und Kaffeehändlers und baute in den 1990er-Jahren gemeinsam mit Heinz Kammerer Wein & Co auf. Danach war er in 50 Exportmärkten für den piemontesischen Kultwinzer Angelo Gaja tätig, ging zur ÖWM und kehrt nun als Geschäftsführer zu Wein & Co zurück. (Nina Wessely, 3.9.2019)