Hurrikan "Dorian" hat auf den Bahamas eine Schneise der Zerstörung hinterlassen.

Foto: APA/AFP/US Coast Guard/ADAM STAN

Nassau – Hurrikan Dorian hat auf den Bahamas eine Spur der Zerstörung hinterlassen. Das ganze Ausmaß der Katastrophe wurde allmählich sichtbar: Luftaufnahmen der Insel Great Abaco zeigten kilometerlang überflutete Viertel, zerstörte Gebäude, gekenterte Boote und umhertreibende Schiffscontainer. Sieben Menschen kamen laut Ministerpräsident Hubert Minnis ums Leben. Die Zahl der Opfer könne noch weiter steigen, da es sich nur um vorläufige Informationen handele. "Wir befinden uns inmitten einer der größten Krisen in der Geschichte unseres Landes", sagte Minnis.

Zwar schwächte sich der Hurrikan zuletzt auf die Stufe zwei der fünfstufigen Saffir-Simpson-Skala ab, allerdings weitete er sich aus und zog schneller weiter. Am Mittwoch fegte "Dorian" dem US-Hurrikan-Zentrum zufolge an der Ostküste Floridas vorbei nach Norden.

Wie es im Auge eines Hurrikans zugeht.
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Mehr als 60 Prozent des 6.000-Einwohner-Ortes Marsh Harbour seien beschädigt, sagte Minnis, nachdem er sich erstmals aus der Luft ein Bild der Lage auf den Abaco-Inseln gemacht hatte. Die Armensiedlung The Mud, in der vor allem haitianische Einwanderer lebten, war ihm zufolge komplett zerstört worden.

Twitter-Nutzer berichteten, dass ganze Gemeinden hinweggefegt wurden. Zahlreiche Menschen wurden durch die Überschwemmungen von der Außenwelt abgeschnitten. Nach Angaben des US-Hurrikan-Zentrums in Miami lagen die Sturmfluten auf der Insel Grand Bahama bis zu 5,5 Meter über den normalen Gezeitenhöhen. Die Liste der Vermissten ist lang.

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Auf den Bahamas steht das Wasser bis zu den Knien.
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Insgesamt lebten etwa 76.000 Menschen in den besonders betroffenen Gebieten. Im staatlichen Rundfunk und in sozialen Medien meldeten sich zahlreiche Bahamaer, die Angehörige vermissten. In weiten Teilen der Inseln war der Mobilfunk gestört.

300 Stundenkilometer

Der Wirbelsturm hatte am Sonntag zuerst die Abaco-Inseln im Nordosten des Karibikstaates getroffen und dabei Windböen von fast 300 Kilometern pro Stunde entwickelt. Er gehörte damit zu den Hurrikans der gefährlichsten Kategorie fünf. Es handelte sich um den verheerendsten Wirbelsturm auf den Bahamas seit Beginn moderner Aufzeichnungen. Am Montag war Dorian über die Insel Grand Bahama gezogen und hatte sich nur noch quälend langsam weiter bewegt. Auch am Dienstag waren dort noch keine Rettungseinsätze möglich.

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Am Dienstag waren noch keine Rettungseinsätze möglich.
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In der Nacht werde ein Schiff der britischen Marine die Abaco-Inseln erreichen und die Bewohner mit Lebensmitteln versorgen, sagte Minnis. Die US-Küstenwache war bereits seit Montag im Rettungseinsatz. Der Regierungschef sprach von weiteren Hilfsangeboten und bat um Spenden. Es handle sich um eine der schwersten nationalen Krisen der Geschichte des Landes. Er kündigte auch den Einsatz von Sicherheitskräften an, um die öffentliche Ordnung zu bewahren.

Lebensmittel für fast 60.000 Menschen benötigt

Das UN World Food Programm geht davon aus, dass Lebensmittel für 14.500 Menschen auf den Abaco Inseln und für rund 45.000 Menschen auf Grand Bahama benötigt werden. Das genaue Ausmaß der Schäden könnte erst festgestellt werden, wenn der Wirbelsturm komplett abgezogen sei und Rettungskräfte in die betroffenen Gebiete vordringen könnten, erklärte der Generalkonsul der Bahamas in Washington, Theo Neilly. "Wir erwarten, dass der Schaden gewaltig sein wird." "Dorian" hatte drei Tage über den Bahamas gewütet, mehr als 13.000 Gebäude wurden nach Angaben des Roten Kreuzers zerstört oder schwer beschädigt. "Dorian" ist der stärkste bislang je gemessene Sturm, der das Archipel getroffen hat.

Auf den Weg in die USA

Meteorologen warnten vor der Gefahr von Tornados an der Küste Floridas, das Risiko verlagerte sich später in die US-Bundesstaaten Georgia und South Carolina. Dort könnte der Hurrikan in der Nacht auf Donnerstag auch direkt über die Küste wegziehen, warnten die Experten.

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Nun zieht der Sturm Dorian abgeschwächt Richtung USA weiter.
Foto: Reuters

Der Sturm war auf beständige Windgeschwindigkeiten von bis zu 175 Stundenkilometern abgeschwächt und wurde am Dienstag zu einem Hurrikan der Kategorie zwei herabgestuft. Er galt aber weiterhin als extrem gefährlich und wurde auch größer – die Hurrikan-Winde erstreckten sich bis zu 95 Kilometer vom Zentrum.

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In den USA bereitet man sich auf Dorian vor.
Foto: REUTERS

Als Vorläufer des Hurrikans gab es an der Ostküste Floridas bereits starke Windböen und heftige Regenfälle. In Küstennähe war kaum mehr jemand auf der Straße zu sehen, abends verhängten die Behörden in manchen Orten ein Ausgangsverbot. Südlich des Zentrums der US-Raumfahrtbehörde in Cape Canaveral wurden am Dienstagabend Windböen mit einer Geschwindigkeit von 85 Kilometern pro Stunde gemessen. (APA, red, 4.9.2019)