Die iranische Weltraumanlage.

Foto: Trump/Twitter

Die Trump'schen Twitter-Launen sind mittlerweile allseits bekannt. Dass der US-Präsident aber sensible militärische Informationen über den Kurznachrichtendienst teilt, wäre neu. Nach der Explosion in einer iranischen Weltraumanlage hatte Trump nämlich Ende August ein Satellitenbild des Schauplatzes geteilt, um die Unschuld der USA an diesem Vorfall zu beteuern.

Schnell wurde bei BBC spekuliert, dass es sich dabei um geheimes militärisches Bildmaterial handeln könnte. Die Auflösung sei viel zu hoch für übliche Satellitenfotos gewesen. Immerhin konnte man unter anderem die persischen Schriftzeichen rund um die Weltraumanlage klar erkennen, zusätzlich einzelne Treppenstufen oder Zaunpfosten. Zum Vergleich: Eine Firma für Satellitenbilder hatte zuvor ein Foto veröffentlicht, auf dem die Anlage aus der Luft nur vage erkennbar war.

Schnitzeljagd

Und Laien dürften nun tatsächlich auch den Spähsatelliten aufgespürt haben, mit dem das Foto gemacht wurde, wie "Wired" berichtet. Christian Triebert, Journalist der "New York Times", hat zunächst die Schatten im Foto verwendet, um den Zeitraum zu eruieren, in dem der Schnappschuss aufgenommen worden war.

Michael Thompson, Astrodynamik-Student der Purdue-Universität in Indiana, merkte daraufhin an, dass ein Satellit namens USA 224 im fraglichen Zeitraum direkt über der Weltraumanlage schwebte.

Marco Langbroek hat diese Vermutung dann verifiziert und die genaue Position von USA 224 zum Zeitpunkt des Fotos herausgefunden. Der Archäologe verfolgt als Hobby die Umlaufbahnen von Spähsatelliten. Das US-Verteidigungsministerium gibt solche geheimen Daten logischerweise nicht heraus. Amateure berechnen die Umlaufbahnen jedoch mit Feldstechern und Stoppuhr und dokumentieren sie.

Bestätigung

Nachdem Langbroek die Umlaufbahn in Erfahrung gebracht hatte, konnte er den Winkel bestimmen, aus dem die Weltraumanlage fotografiert wurde. Demnach war der Satellit 385 Kilometer entfernt. Diese Daten speiste er dann in das Systems Tool Kit. Diese Software kann Satellitenbilder simulieren – und tatsächlich: Sie spuckte ein nahezu identes Foto aus, das auch Trump gepostet hatte. Einziger Unterschied: die Auflösung.

Freilich herrscht aufgrund möglicher Ungenauigkeiten keine hundertprozentige Sicherheit, aber zumindest gibt’s deutliche Hinweise, dass USA 224 der gesuchte Satellit ist. Cees Bassa, ein Astronom aus den Niederlanden, sagt etwa: "Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Drohne oder ein Flugzeug genau zum selben Zeitpunkt ein Foto gemacht haben, ist winzig". Seine Untersuchung hätte sich mit Langbroeks Ergebnissen gedeckt.

Geheimes Programm

USA 224 soll zum "KH-11"-Überwachungsprogramm gehören. Diese Satellitenfamilie treibt seit den 1970er-Jahren ihr Unwesen. Informationen darüber sind aufgrund der Geheimhaltung rar gesät. Das einzige bestätigte Foto eines "KH-11"-Satelliten geht auf einen Leak 1984 zurück – der Urheber musste dafür wegen Spionage zwei Jahre ins Gefängnis.

Nun veröffentlichte Trump ein weiteres Foto. Der US-Präsident gab damit einen Einblick, mit welcher erschreckend guten Auflösung moderne Satelliten bereits Überwachung betreiben können. "Ein Präsident, der NSA-Material tweetet, ist nochmals ein ganz anderer Level", sagt David Schmerler, Forscher am James Martin Center. "Uns hat's die Sprache verschlagen, als wir das Bild gesehen haben." (red, 13.9.2019)