Michael Lauber soll nicht noch einmal Bundesanwalt der Schweiz werden.

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Genf – In der Affäre um seinen Umgang mit den Fifa-Korruptionsermittlungen hat sich die Gerichtskommission der Schweiz am Mittwoch gegen eine Wiederwahl des Bundesanwalts Michael Lauber ausgesprochen. Lauber war ins Gerede gekommen, weil er sich dreimal informell mit FIFA-Präsident Gianni Infantio getroffen hatte, dessen Organisation Teil von Ermittlungen seiner Behörde ist. Die NZZ hatte darüber berichtet, dass eines der Treffen auch deshalb Verdacht hervorgerufen hatte, weil es ganz in der Nähe der katarischen Botschaft stattgefunden hatte. Mögliche Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe des Großereignisses an den arabischen Staat waren aber Teil der Ermittlungen. Zudem konnte sich auf Nachfrage offenbar keiner der Beteiligten, darunter auch Lauber, an die Zusammenkunft erinnern.

Das Schweizer Bundesstrafgericht kam später zum Schluss, dass Lauber Verfahrenregeln missachtet hatte, weshalb er im Juni erklärte, nicht mehr an Treffen in seiner Behörde teilzunehmen, die sich mit Fällen rund um die Fifa beschäftigen. Das war offenbar nicht genug, die Kommission entschied am Mittwoch nun mit einer Mehrheit von neun zu sechs Stimmen, den "Antrag auf Nichtwiederwahl" Laubers anzunehmen, wie die NZZ am das trockene Amts-Schweizerdetusch am Dienstag zitierte. Dazu gab es heftige Kritik. Die Grünen-Nationalrätin Sibel Arslan sprach von "grobfahlässigen und fahrlässigen Handlungen".

Kritik an der Vergabe

Die Behörden untersuchen die Vergabe der Fußball-WM 2022 nach Katar im Jahr 2010 intensiv, wie in Meldungen vom Mittwoch deutlich wurde. Ex-Fifa-Chef Joseph Blatter, in dessen Amtszeit die Entscheidung fällt, hatte sich als Zeuge angeboten. Befragt worden war von den Behörden auch Uefa-Chef Michel Platini.

Dass die Weltmeisterschaft in dem wohlhabenden Wüstenstaat stattfinden soll, hatte schon seit der Entscheidung im Jahr 2010 für Aufregung gesorgt. Dies, weil es zur üblichen Austragungszeit im Sommer viel zu heiß ist und gesundheitliche Schäden befürchtet wurden, später aber auch, weil beim Bau von WM-Stadien offenbar gegen menschen- und arbeitsrechtliche Grundsätze entschieden worden war. 2015 wurde dann immerhin entschieden, das Turnier in den kühleren Monaten gegen Ende des Jahres auszutragen – was unter Fans wegen der ungewohnten Jahreszeit seinerseits für Kritik sorgte. (red, Reuters, 4.9.2019)