Douglas will international etliche Filialen schließen. In Österreich beklagen Mitarbeiterinnen ein raues Klima.

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Wien – Spontane Spind- und Taschenkontrollen, Ersteres in Abwesenheit der Beschäftigten, Arbeiten trotz Krankseins, Ignorieren der Pausenzeiten: Mitarbeiterinnen der Österreich-Niederlassung von Douglas erheben schwere Vorwürfe gegen die deutsche Parfümeriekette. Der Druck auf die Mitarbeiter sei groß, das Klima von Angst geprägt und rau, sagten Sabrina E. und Emilija S. bei einer Pressekonferenz in Wien. Im August wurden die beiden jungen Frauen ebenso wie eine weitere Mitarbeiterin zu ihren Vorgesetzten zitiert und sofort freigestellt und gekündigt. Die Begründung laut ihren Angaben: Sie seien Unruhestifterinnen.

Der Hintergrund: Sabrina E. und Emilija S. wollten einen Betriebsrat auf die Beine stellen, sagen sie. Die nötige Zahl an Mitstreiterinnen habe man bereits gehabt, so E. Man habe sie abgeworben, ihre Leistung gelobt, S. sei als Filialleiterin vorgeschlagen worden. Dass sie trotzdem gehen mussten, schreiben sie ihren Plänen, sich zu organisieren, zu. Stimmt nicht, heißt es aus der deutschen Zentrale auf STANDARD-Anfrage. Zu den Hintergründen der Kündigung könne man sich nicht äußern.

Die vor einigen Tagen angekündigten Filialschließungen seien jedenfalls nicht der Grund, so habe man es den Mitarbeitern versichert, sagen Sabrina E. und Emilija S. in Wien. Douglas hatte jüngst mitgeteilt, bis Ende 2020 rund 70 der insgesamt etwa 2.400 Filialen schließen zu wollen. Die 400 Beschäftigten in Österreich seien nicht betroffen, habe man in Österreich versichert.

Gewerkschaft brachte Klage ein

Die Gewerkschaft GPA ist empört. "Rund 100 Jahre gibt es das Recht, einen Betriebsrat zu gründen", sagt GPA-Bundeschefin Barbara Teiber. "Dass ein Unternehmen das infrage stellt, werden wir uns nicht gefallen lassen." Die GPA hat die Rechtsvertretung von Betroffenen übernommen und Anfang der Woche am Arbeitsgericht Klage gegen die Kündigungen wegen verpönten Motivs eingebracht. Gefordert wird die Rücknahme der Rausschmisse und die Wiedereinstellung der betroffenen Mitarbeiterinnen. Ein Gesprächstermin mit der Geschäftsführung von Douglas mit einer diesbezüglichen Forderung sei im Sand verlaufen, so Teiber, die fest davon überzeugt ist, die Klage zu gewinnen: "So einen klaren Fall hatten wir noch nie."

In der deutschen Zentrale heißt es, dass man keineswegs etwas dagegen habe, wenn Mitarbeiter sich in Betriebsräten organisieren würden. In Deutschland gibt es seit 2017 einen Gesamtbetriebsrat. "Den Mitarbeitern steht es natürlich frei, sich in Betriebsräten zu organisieren, wenn vor Ort die dafür notwendigen Voraussetzungen erfüllt sind", so eine Sprecherin. Die Einrichtung eines Betriebsrats sei bei einem Unternehmen dieser Größe nichts Ungewöhnliches. "Entsprechend stehen wir dem Wunsch nach einem Betriebsrat auch in unseren Filialen in Österreich offen gegenüber."

Drahtzieherinnen

Sabrina E. und Emilija S. sehen das anders. Im Juni wurde die GPA-djp kontaktiert, um Vorbereitungen für eine Betriebsratswahl zu treffen, die Führungsebene wurde informiert. Darauf seien "Motivationsgespräche" mit Kolleginnen angesetzt worden, die die beiden gekündigten Frauen als "Aushorchen" interpretieren. Dabei sei es offenbar nur darum gegangen, Gründe für eine mögliche Kündigung der "Drahtzieherinnen" zu finden.

Ein Einzelfall ist das Thema nicht. Auch bei Müller Österreich gab es vor zwei Jahren Probleme. Die Gewerkschaft hatte damals ebenfalls den Vorwurf erhoben, eine Wiener Verkäuferin sei wegen ihres Engagements für die Gründung eines Betriebsrats gekündigt worden. Dieser Fall wurde mittlerweile außergerichtlich beigelegt. An der Gründung eines bundesweiten Betriebsrats ist man bei Müller Österreich immer noch dran. Auch der Möbelriese XXX-Lutz und die großen Baumarktketten haben keinen Betriebsrat. (rebu, 4.9.2019)