Kaum hat die Schule begonnen, bereiten sich die jugendlichen Aktivisten auf die internationale Klima-Aktionswoche Ende September vor.

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Die Position, die Bildungsministerin Iris Rauskala im STANDARD-Interview zu den Klimademos umweltbewegter Schülerinnen und Schüler eingenommen hat, sollte nicht unwidersprochen bleiben: Als Lehrkräfte sei es ihre Aufgabe, Schülerinnen und Schüler "auf die Zukunft vorzubereiten" schreiben die Teachers for Future auf Facebook als Reaktion auf Rauskalas Verweis auf die Unterrichtspflicht. Die Teachers kontern: "Solange die Politik nicht entsprechende Maßnahmen setzt, um einen Stopp der Klimaerhitzung zu bewirken", so lange würde man die jungen Aktivisten "bei ihrem Protest unterstützen".

Marietta Steindl engagiert sich seit März in der Gruppe der klimaschützenden Lehrkräfte. Sie unterrichtet an einer Wiener Abendschule neben Spanisch auch Geografie, und ihr ist aufgefallen: "Es geht in meinem Fach zwar immer wieder um das Klima, aber der Klimawandel ist in der gesamten Unterstufe kein Thema in den Schulbüchern." Das soll sich laut Bildungsministerium demnächst ändern. Die Überarbeitung der Lehrpläne sei so gut wie fertig.

Dass Rauskala "tausend" weitere Gründe (etwa "Migration" oder "Tierschutz") einfallen, für die es sich zu streiken lohnen könnte, sollte die Tür zur legalen Streikteilnahme dereinst geöffnet werden, empfinden die Pädagogen und Pädagoginnen als Affront. Es sei "erschütternd, mit welcher Leichtfertigkeit die Ministerin über dieses Thema spricht". Das werde "der Energie nicht gerecht, die die Jugend hier Woche für Woche auf die Straße trägt". Man wünscht sich ein Umdenken: Statt den Erlass von Vorgänger Heinz Faßmann zu Zeiten der türkis-blauen Regierung umzusetzen, sollte die Neue am Minoritenplatz vielmehr die Demoteilnahme explizit unterstützen.

In der Praxis handhabe das ohnehin jede Schule anders, weiß Pflichtschullehrergewerkschafter Thomas Bulant (FSG). Und wer zu Hause kreative Eltern habe, die hinter dem Anliegen stehen, "da wird das Kind an manchen Freitagen eben krankgemeldet", glaubt Bulant. Was er jedenfalls nicht wolle: "dass Lehrkräfte nach Kopftuch- jetzt auch noch Klimawächter werden sollen".

Im Zwiespalt

Paul Kimberger, oberster Pflichtschullehrergewerkschafter (FCG), warnt: Gesetze seien zu befolgen, die Schulpflicht gelte. Er wolle nicht, dass Lehrkräfte wie auch Schülerinnen und Schüler "in eine unangenehme rechtliche Situation kommen". Aber auch er hat Verständnis für den Protest. Wie man beide Positionen unter einem Hut bekommt? Auch der Gewerkschafter sieht die Ministerin gefordert: "Es braucht eine einheitliche Lösung, wie wir mit dem Thema umgehen."

Eine solche Klarstellung wünscht sich auch Elisabeth Rosenberger, Chefin des Verbands der Elternvereine an den höheren und mittleren Schulen. Im vergangenen Schuljahr hätte es viele Elternanfragen gegeben. Auch sie ist im Zwiespalt – wichtiges Engagement auf der einen und Schulpflicht auf der anderen Seite. Ihr Vorschlag: Die Jugendlichen könnten auch am Wochenende für ihre Anliegen eintreten.

Die Teachers for Future gehen bisher nur in ihrer unterrichtsfreien Zeit zu den Demos, manch einer hat mit der Klasse einen Lehrausgang auf den Wiener Heldenplatz unternommen. Aber man will das Engagement ohnehin nicht auf Protest beschränken. Es gehe um Hilfestellungen, wie Interessierte an der eigenen Schule aktiv werden können.

Von 20. bis 27. September findet die internationale Week for Future, eine Aktionswoche ganz im Zeichen des Klimaschutzes statt. Wie Schulen mitmachen können? Ein Transparent aus dem Schulgebäude hängen, Plakate gestalten, auf Facebook aktiv werden, raten die Teachers for Future. (Peter Mayr, Karin Riss, 5.9.2019)