Winston Churchill im Jahr 1949.

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Boris Johnson hat (unter anderem) eine Churchill-Biografie geschrieben. Johnson ist aber natürlich kein Churchill, alles andere als das.

Es existieren scheinbare Parallelen. Churchill war ein Exzentriker, ein Romantiker, ein oft skrupelloser Politiker, natürlich ein glänzender Redner und Showman. Das ist Boris Johnson auch. Beide haben aristokratischen Background, beide sind Produkte der Erziehung im System der britischen Oberklasse.

Beide haben tödlichen sarkastischen Witz, beide ihre menschlichen Schwächen (Churchill den Alkohol, Johnson die Frauen). Beide arbeiteten als Journalisten, als es mit der Politik nicht so recht vorwärts ging. Beide sind unfassbar kaltschnäuzig. Beide sind sehr, sehr ehrgeizig. Beide enorm privilegiert.

Churchill war ein Imperialist. Mit seinen Beziehungen presste er sich als junger Kavallerieoffizier 1898 in den Krieg gegen das Kalifat im Sudan. Er nahm an einer großen Kavallerieattacke teil. Seiner Mutter schrieb er: "I shot him at less than a yard. He fell on the sand and lay there dead. How easy to kill an man!"

Jahrzehntelang war Churchill ein gescheiterter Politiker, "in der Wildnis". Dann, in der Stunde höchster Gefahr, setzte er sich gegen die Upperclass-Defätisten durch, die Hitler klein beigeben wollten.

Winston Churchill hatte eine Vision eines freien Europa. Boris Johnson hat eine Vision von Boris Johnson. (Hans Rauscher, 5.9.2019)