Wien – Ein Konkurrent wirft dem Betreiber der Suchmaschine Google vor, versteckte Webseiten zu verwenden, um heimlich personenbezogene Daten seiner Nutzer zu sammeln und diese an Werbekunden weiterzugeben.

Johnny Ryan, der für den Hersteller des Nischen-Webbrowsers Brave arbeitet, hat laut "Handelsblatt" der irischen Datenschutzbehörde entsprechende Belege vorgelegt.

Durch das Sammeln von Daten, ohne dies den Nutzern mitzuteilen, untergrabe Google seine eigenen Regeln und umgehe EU-Datenschutzvorschriften, beklagt der kleinere Konkurrent.

Gründer des Start-ups Brave ist der frühere Chef des Firefox-Herstellers Mozilla, Brendan Eich. Der Browser punktet bei sicherheitsbewussten Usern mit der Einbindung des Anonymisierungsdienstes Tor.

Ermittlungen eingeleitet

Laut "Financial Times" hat die irische Datenschutzbehörde Ermittlungen eingeleitet, um herauszufinden, ob der Suchmaschinen-Marktführer sensible Daten wie ethnische Herkunft, Gesundheitszustand und politische Orientierung seiner Nutzer verwendet, um gezielt Anzeigen zu schalten.

Ryan zufolge würde ein Tracker, der ihn und sein Surfverhalten eindeutig identifizierbar macht, an Drittanbieter weitergegeben. Diese hätten wiederum auf einer versteckten Webseite auf den Identifier zugreifen können. Die Informationen könnten, so der Mitarbeiter des Konkurrenzbrowsers, mit Werbeprofilen anderer Firmen abgeglichen werden, um personalisierte Werbung auszuspielen.

Google: Keine personalisierten Werbeanzeigen

Ryan will die versteckten Webseiten entdeckt haben, als er versuchte nachzuvollziehen, wie seine Daten auf Googles Werbebörse "Authorized Buyers", der größten Werbeauktionsplattform der Welt, gehandelt werden. Der Identifier trägt den Namen "google_push". Google erklärt in seinem Entwicklerblog selbst, wie dieser genutzt wird. Dem Unternehmen zufolge würden keine personalisierten Werbeanzeigen angeboten werden, noch erhielten die Käufer auf der Börse Gebote, ohne, dass Nutzer dem zugestimmt haben. Die Informationen, die an die irische Datenschutzbehörde weitergegeben wurden, habe Google nicht gesehen. Jedenfalls kooperiere man aber mit den Behörden.

Das Experiment wurde vom Adtech-Analysten Zach Edwards vom Beratungsunternehmen Victory Medium wiederholt. Dafür wurden hunderte Tester verpflichtet, die Googles Verhalten mehrere Wochen lang untersuchten.

Brave wirft Google nun vor, Benutzer seines Browsers Chrome mit einem Identifizierungs-Tracker gekennzeichnet zu haben und die dadurch gewonnenen Erkenntnisse an Drittanbieter weitergegeben zu haben. (red, 4.9.2019)