Foto: Project Alias

Ein Smart-Home-System, das nur zuhört, wenn der Besitzer das wirklich will – verlockend für alle, denen Privatsphäre wichtig ist. Mit dem "Project Alias" der beiden Dänen Björn Karmann und Tore Knudsen ist das möglich. Es wird ähnlich einer Haube auf den smarten Assistenten gesetzt und hindert ihn am ungewollten Lauschen.

"Wichtig für Europa und die Politik"

Dafür erhielten die beiden den "Grand Prize Artistic Exploration" aus dem Starts Prize der EU-Kommission, vergeben von Ars Electronica, dem Brüsseler Museum BOZAR und der Amsterdamer Waag. Björn Karmann erklärte der APA, wie es zu dem Projekt kam. "Der Starts Prize ist für uns eine große Sache", sagte der 28-Jährige. Der Preis honoriere auch die Kunst in dem Projekt, die von den beiden immer gesehen wurde, aber nicht so sehr in der Öffentlichkeit. "Unser Projekt ist wichtig für Europa und die Politik, für Leute, die sich ändern wollen", betonte Karmann. Die Leute könnten das mit "Alias" versuchen und ihre eigene Version von den Home Assistants bekommen, ihnen einen eigenen Namen geben. "Die Idee ist, dass alles lokal ist und privat und die Künstliche Intelligenz mehr zu demokratisieren."

"Alias" wirke wie ein Parasit, der die Mikrofone des intelligenten Assistenten stört und am Zuhören hindert. Sagt man das selbst gewählte "Aufwach-Wort", aktiviere er den Heimassistenten. Zu dem Projekt kam es durch Zufall. Karmann gewann 2016 ein Google Home Gerät, ärgerte sich darüber und war auch frustriert. Gelegentlich befiel ihn auch Unbehagen – "Hört es mir die ganze Zeit zu?". Er begann nachzudenken, ob er das Ding hacken oder etwas anderes damit machen könnte. Dann starteten er und Knudsen vor zwei Jahren mit "Alias" für Google Home und Alexa von Amazon.

"Privatsphäre steht bei mir ganz oben, weiter oben als vor 'Alias', wir haben viel recherchiert", gibt der Ausstellungsdesigner zu. "Alias" brauche kein Internet, habe allerdings einen WLAN-Chip, damit man es zu Trainingszwecken mit seinem Telefon verbinden könne. "Nichts geht in die Cloud, nichts ins Internet."

Mit 3D-Drucker und Raspberry Pi

Die Hülle von "Alias" sei einfach im 3D-Drucker herzustellen. "Wenn der mit dem Drucken ein bisschen Geld verdienen kann, ist das ok für uns", sagte Karmann. Er und sein Partner wollten mit "Alias" nie Geld verdienen, es ist Open Source. Daneben wird unter anderem auch ein Raspberry Pi benötigt. Liste und Anleitung findet man auf Github.

Es zu entwickeln war das Hobby neben ihren Vollzeitjobs. Beide sind im Design-Bereich tätig, Karmann bei TellArt in Amsterdam, Knudsen bei Topp Design & Innovation in Malmö. Für "Alias" hätten sie ihre Ideen kombiniert, ihre eigenen Codes geschrieben, das Programm am benötigten Raspberry Pi habe ein Profi gemacht.

Rechtliche Probleme gab es bisher nicht. "Wir machen einen sanften Hack, wir dringen nicht in die Soft- oder Hardware des Produkts ein", legte Karmann dar. Von Google wisse er, dass das Unternehmen es als Inspiration, als "marketing hack" sehe. Für das Ars Electronica Festival haben die beiden "Alias 2.0" entworfen. "Es ist einfacher zu installieren, funktioniert besser mit mehreren Geräten, und die Leute können das Geräusch und eine Sprache wählen", erklärte Karmann. In einem Workshop am Samstag um 11.30 Uhr in der PostCity "ProjectAlias – Design your own Parasite" zeigen sie, wie man seinen "Alias" herstellen kann. (APA, 5.9.2019)