Nach drei Monaten sollen Direktoren Lehrern und der Bildungsdirektion bei Problemen konkrete Rückmeldung geben. Wenn Hilfe aussichtslos ist, setzt der Wiener Bildungsdirektor Himmer auf vorzeitige Vertragsauflösung.

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Wien – Mit dem Plan, bei Junglehrern mit befristeten Verträgen eine Probezeit einzuführen, hat Wiens Bildungsdirektor Heinrich Himmer bei der Lehrerpersonalvertretung für Empörung gesorgt. Nun wird am Konzept für eine Art "Probezeit light" ab 2020/21 gearbeitet. Die Idee: Kann ein Direktor nach drei Monaten konkret belegen, dass ein Junglehrer nicht tragbar ist, soll der Vertrag vorzeitig aufgelöst werden.

Grundsätzlich startet jeder Lehrer mit einem auf ein Jahr befristeten Vertrag in den Dienst, eine vorzeitige Auflösung war bisher auch bei ungeeigneten Junglehrern laut Himmer "keine gelebte Praxis". In Wien soll nach Himmers Vorstellung allerdings ab 2020/21 niemand mehr ein ganzes Jahr lang in der Klasse stehen, der für den Job nicht geeignet ist: Drei Monate nach Schulbeginn müssen die Schulleiter Lehrern im ersten Dienstjahr künftig detailliert Feedback geben, wo sie stehen. Bei Problemen müssen die Direktoren auch gegenüber der Bildungsdirektion genau festhalten, in welchen Punkten der Lehrer ungeeignet scheint. Dort können dann Maßnahmen wie eine Verpflichtung zur Fortbildung ergriffen werden. Kann der Schulleiter dokumentieren, wieso aus seiner Sicht ein Weiterarbeiten nicht möglich ist, kann der Vertrag auch vorzeitig beendet werden.

In einer späteren Aussendung erklärt Himmer, dass nicht Probezeit Light sein Ziel sein, sondern die Entwicklung eines Modells, das auf qualitativem Feedback basiert.

Himmer: Keine rechtlichen Änderungen nötig

Bei 26.000 Wiener Lehrern und 1.000 neuen Lehrern pro Jahr sei die Bildungsdirektion auf Rückmeldungen der Schulen angewiesen, betont Himmer. Nur so könne sie bei Problemfällen auch reagieren und die richtigen Entscheidungen treffen. "Mir war wichtig, dass es innerhalb von drei Monaten eine Rückmeldung gibt, die so klar ist, dass man etwas tun kann – nämlich helfen, wo es geht, und eine Entscheidung treffen wie etwa einen Vertrag aufzulösen, wo es nicht geht."

Er habe sich nun schulartenübergeifend mit der Personalvertretung darauf einigen können, dass die Bildungsdirektion ein Konzept in dieser Sache erstellen wird. Wenn ganz klar festgehalten sei, in welchen konkreten Punkten jemand ungeeignet ist, sind dafür laut Himmer auch keine rechtlichen Änderungen notwendig. Das Modell soll nun inhaltlich ausgearbeitet werden, damit im nächsten Schuljahr gestartet werden kann.

Vorfälle an HTL in Ottakring

Auslöser für Himmers ursprünglichen Vorschlag – neben einer Probezeit forderte er eine ausdrückliche Kündigungsmöglichkeit für Junglehrer – waren die Vorfälle an der HTL Ottakring im vergangenen Schuljahr. Dort war ein Lehrer, der offenbar seit längerem von Schülern schikaniert wurde, handgreiflich geworden, wie in Video zeigt. Eine unabhängige Untersuchungskommission kam zu dem Schluss, dass "die pädagogische Eignung nicht gegeben ist". Der Vertrag des Lehrers wurde nicht verlängert, vier Jugendliche mussten die Schule verlassen. (APA, 5.9.2019)