Unschuldsmienen: Heike Kretschmer, Tobias Artner, René Dumont, Tobias Voigt (v. li.).

Alexi Pelekanos

Die kriechende Mittelmäßigkeit kommt weiter als das geflügelte Talent." Mit Weisheiten und Bonmots wie diesem wird in französischen Komödien nicht gespart. Zumal nicht in jenen des ausgehenden 18. Jahrhunderts, in dem Charakter- und Sittenkomödien nur so blühten. So üppig, dass sich auch deutschsprachige Theaterdichter an ihnen gütlich taten, siehe Johann Nestroy und Friedrich Schiller. Letzterer bediente sich neben seinem Stück Der Neffe als Onkel vor allem für das ungleich bekanntere Stück Der Parasit bei Louis-Benoît Picard.

Schiller übertrug die Handlung dieser Ministerialkomödie ins Deutsche, ohne den französischen Kollegen als Urheber zu nennen. So viel Copyrightunbedarftheit sei bei einem Werk mit dem Titel Der Parasit erwähnt. Schiller hat nichts Entscheidendes verändert, nur die Alexandriner in Konversationsprosa umgewandelt.

Koproduktion mit Klagenfurt

Es geht um Intrigen, Korruption und Machtspiele, konkret um den Aufsteigertyp Selicour, der sich ohne nennenswerte Ausbildung einen angesehenen Posten erschlichen hat und nun sein Schmarotzertalent gegen seine Kabinettskollegen ausspielt. Zu guter Letzt hat er es noch auf die Tochter des Ministers selbst abgesehen. Das passt ins Konzept.

Fabian Alder wird das herrlich abschnurrende Drama am Landestheater Niederösterreich inszenieren, als Koproduktion mit dem Stadttheater Klagenfurt (ab 5. Jänner). Der 1981 in der Schweiz geborene Regisseur ist seit sechs Jahren regelmäßig in Wien tätig, unter anderem am Theater in der Josefstadt und im Bronski & Grünberg (zuletzt: Pension Schöller).

Mit Der Parasit eröffnet Intendantin Marie Rötzer nun ihre vierte Saison am Landestheater Niederösterreich. Ihr Vertrag läuft vorerst bis 2023. (Margarete Affenzeller, 5.9.2019)