Eroberte einst von Amerika aus die Jazzwelt – und lebt dieser Tage in Kopenhagen: Komponist und Trompeter Michael Mantler.

Foto: Andi Urban

Kopenhagen muss ein fruchtbarer Boden sein für den heimischen Jazzkomponisten Michael Mantler. Der gebürtige St. Pöltener half in den 1960er-Jahren mit, dem "New Thing" des Free-Jazz den notorischen Hang zur Kaputtspielerei auszutreiben. Das Ergebnis war die Platte "The Jazz Composer's Orchestra" (1968): eine makellose Verwirklichung all der Freiheitsversprechen, derentwegen Mantler, selbst ein bemerkenswert ungeschwätziger und zu aphoristischer Schärfe neigender Trompeter, in die USA ausgewandert war.

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Heute lebt Mantler in Dänemark. Dort verpasst er seinem imposanten Gesamtwerk, großteils bei ECM verlegt, eine Serie von Revisionen. Ein rarer Meister des Third-Stream-Jazz löst substanzielle Versprechen der Moderne ohne Effekthascherei ein. Er gönnt sich eine Phase der Selbstreflexion. Was einst auf Einladung von Porgy-&-Bess-Boss Christoph Huber 2013 begann, erfährt heuer während dreier Septemberabende seine Fortsetzung.

Mantler hüllt eigenes Material – von "Thirteen" (1975) bis "Hide & Seek" (2000) oder "For Two" (2010) – jeweils in ein betörend knisterndes Orchestergewand. Der Besetzungszettel weist vier Holz- und drei Blechbläser aus, weiters 16 Streicher plus Mantler (Trompete), Bjarne Roupé (Gitarre) und David Helbock (Piano) als Solisten. Christoph Cech wird die Einsätze geben. Mantlers ungemein eigenwillige Klangsprache – introvertiert, zerebral, klangsinnlich – verdient jede Anstrengung! (Ronald Pohl, 5.9.2019)