Der erste Bericht über ein Ungeheuer in der Gegend von Loch Ness nahe der heutigen schottischen Stadt Inverness stammt aus dem Jahr 565: Ein Abt beschrieb einen Angriff einer "Wasserbestie" im Fluss Ness. Weitere angebliche Sichtungen, vornehmlich im Loch Ness, ließen nicht allzu lange auf sich warten. Die bis heute anhaltende "Nessie-Manie" nahm aber erst in den 1930er-Jahren richtig Fahrt auf, als regionale Zeitungen Berichte über ein angebliches Seemonster – samt Foto – veröffentlichten. Kein Wunder, dass sich bald auch Wissenschafter für das Thema zu interessieren begannen.

Bild nicht mehr verfügbar.

Die wohl berühmteste angebliche Aufnahme von Nessie stammt von 1934 – und wurde später als Fälschung entlarvt.
Foto: AP

So fühlten sich einige Forscher von den Berichten über das "Ungeheuer" an Plesiosaurier erinnert. Diese Gruppe von Reptilien ist allerdings mit den Dinosauriern ausgestorben. Könnte es überlebende Verwandte geben? Andere Erklärungsversuche reichten von Missinterpretationen großer Fische oder schwimmender Hirsche über Luftspiegelungen und Wellenmuster bis hin zu vulkanischen Vorgängen unter dem See, die zu optischen Täuschungen führen könnten. Ziemlich sicher dürfte auch das große mediale Getöse, das mit jedem neuen Bericht zum Fall "Nessie" einhergeht, seinen Beitrag zu weiteren Sichtungen leisten.

Jede Menge Aal-Spuren

Nun äußern Forscher um Neil Gemmell von der neuseeländischen Universität Otago einen neuen Verdacht: Hinter den Sichtungen könnten Aale stecken. Darauf würden umfangreichen DNA-Analysen von Wasserproben aus Loch Ness hindeuten. Das Team begann im Juni 2018 mit Analysen vor Ort, um die Plesiosaurier-Hypothese zu überprüfen. "Wir konnten in den DNA-Daten keinerlei Hinweise auf ein Lebewesen finden, das auch nur im Entferntesten verwandt mit diesen Reptilien sein könnte", sagte Gemmell zur BBC.

Neil Gemmell entnimmt Wasserproben aus dem Loch Ness.
Foto: APA/AFP/ANDY BUCHANAN

Genauso wenig fanden sich Spuren von Haien, Welsen oder Stören – dafür aber eine andere Signatur: "Es gibt umfangreiche DNA von Aalen", so Gemmell. "Aale sind sehr zahlreich in dem See, die Frage ist also: Gibt es auch Giganten darunter?" Die Daten können freilich keinen Aufschluss über die Größe der Tiere geben, aber angesichts der schieren Menge an Material könne nicht ausgeschlossen werden, "dass riesige Aale in Loch Ness sind", sagte Gemmell.

Gemmell wies auch darauf hin, dass Forscher bereits 1933 vermutet hätten, dass es sich bei dem Seeungeheuer um einen Aal handeln könnte. Taucher hätten von "Aalen, dick wie Beine" und mit mutmaßlich bis zu vier Metern Länge berichtet. Das müsste nun freilich durch neue und unzweifelhafte Sichtungen bestätigt werden. Das letzte Wort in Sachen Nessie ist vermutlich noch länger nicht gesprochen. Zuletzt meldete ein Touristenpaar aus den USA die Sichtung eines Monsters im vergangenen März. (red, APA, 5.9.2019)