Rafael Nadal schlägt auf.

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New York – Es hängt nur noch an Rafael Nadal, ob die Serie der Big Three bei den US Open prolongiert wird. Nach elf Titeln bei Majors durch Nadal, Novak Djokovic und Roger Federer en suite sieht sich der Spanier am Freitag im Halbfinale drei Anwärtern gegenüber, die diese Serie beenden wollen. Nadal ließ aber auch in seinem Viertelfinale nichts anbrennen.

Am Tag nach Federers Niederlage gegen Grigor Dimitrow und in der Runde nach der Aufgabe von Djokovic ließ Nadal (Nr. 2) dem Argentinier Diego Schwartzman mit einem 6:4, 7:5, 6:2 wieder einmal keine Chance. Der vorletzte Gegner auf dem Weg zu seinem vierten US-Open-Titel, seinem 19. auf Grand-Slam-Ebene, ist der italienische Überraschungsmann Matteo Berrettini (24). Der hatte sich davor gegen den Franzosen Gael Monfils (13) 3:6, 6:3, 6:2, 3:6, 7:6 (5) durchgesetzt.

Auch wenn er schon in seinem achten Halbfinale in Flushing Meadows steht, wird Nadal dessen nicht müde: "Hier wieder im Halbfinale zu stehen, bedeutet alles für mich", sagte er. "Es war nicht einfach, Diego ist ein großer Kämpfer. Ich bin froh, dass ich ein paar brenzlige Situationen überstanden habe." Ein Duell mit dem erst 23-jährigen Berrettini hat der Weltranglistenzweite noch nicht bestritten. Der wird sich in der Weltrangliste jedenfalls von Position 25 zumindest auf 13 verbessern.

US Open Tennis Championships

Ein Sieg gegen Nadal würde den ersten italienischen US-Open-Halbfinalisten seit 1977 in die Top Ten hieven. Sein Sieg gegen Monfils basierte vor allem auf einer starken kämpferischen Leistung. Berrettini hatte in knapp vier Stunden Spielzeit mehrmals die Gelegenheit, die Partie früher zu entscheiden. Im fünften Satz lag er bereits mit 5:2 voran, vergab beim Stand von 5:3 seinen ersten Matchball. Doch Monfils rettete sich in den Tiebreak, musste aber den fünften Matchball passieren lassen.

"Ich kann es noch gar nicht glauben, weiß gar nicht, was ich sagen soll", sagte der 23-jährige Berrettini. Er ist in der Profi-Ära (seit 1969) erst der vierte Italiener in einem Grand-Slam-Halbfinale. Der Clou: Marco Cecchinato (French Open 2018), Adriano Panatta (French Open 1973, 1975 und 1976) und Barazzutti (US Open 1977 und French Open 1978) schafften ihre Halbfinale allesamt auf Sand. Ein Finale erreichte von ihnen einzig Panatta bei seinem Triumph in Roland Garros 1976.

Nadal hatte im zweiten Durchgang einen Hänger, vergab eine 5:1-Führung. Doch dann unterliefen Schwartzman einige leichte Fehler, die Nadal prompt zum zweiten Satzgewinn nutzte. Damit war der Weg für den Mallorquiner frei. Es könnte für ihn ein Deja-vu geben. 2017 musste er auf dem Weg zum Titel keinen einzigen Spieler aus den Top 20 besiegen. Sollte Daniil Medwedew (RUS-5) im anderen Halbfinale gegen den ungesetzten Grigor Dimitrow (BUL) ausscheiden, könnte dies wieder der Fall sein.

Alles spricht für Nadal

Wie gut die Chancen Nadals auf den Titel stehen, unterstreichen zwei Fakten: Von den vier Halbfinalisten ist Nadal bisher 32-mal bei einem Grand-Slam-Turnier in der Vorschlussrunde gestanden, Dimitrow zweimal. Für die beiden anderen ist es eine Premiere. Und viermal ist es in den vergangenen zehn Jahren vorgekommen, dass Nadal als Einziger der großen drei die Runde der letzten vier erreicht hat: 2010, 2017 und 2018 in Paris sowie vor zwei Jahren in New York. Jedes Mal holte er den Titel.

Im zweiten Halbfinale ist die Teilnahme Dimitrows eine Überraschung. Der lange wegen seines Spielstils als "Baby Federer" bezeichnete Ex-Freund Prominenter wie etwa Maria Scharapowa steht ausgerechnet nach einem Sieg gegen sein spielerisches Vorbild in der Vorschlussrunde. Ende Oktober 2018 stand der ATP-Finals-Gewinner 2017 noch in den Top Ten, mittlerweile ist der 28-Jährige nur 78. Ein Sprung zurück in die Top 25 ist ihm freilich bereits gewiss, bei einem Sieg gegen Medwedew in die Top 20.

Im Head-to-Head mit dem Russen steht es 1:1, jeweils 2017 gewann Dimitrow auf Rasen und Medwedew auf Hartplatz. Letzterer hat schon die Gewissheit, am Montag statt Dominic Thiem die neue Nummer vier in der Weltrangliste zu sein, würde dem Niederösterreicher bei einem Finaleinzug bereits um 660 Punkte enteilt sein. Zuzutrauen ist es dem 23-Jährigen auf jeden Fall. Medwedew war als Cincinnati-Sieger sowie Finalist von Washington und Montreal nach New York gereist. (APA, 5.9.2019)