Brasiliens Präsident Bolsonaro lobt den Putsch und die Ausschaltung der Linken im Chile der frühen 70er-Jahre.

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Santiago de Chile – Der ultrarechte brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hat lobende Worte für den verstorbenen chilenischen Diktator Augusto Pinochet gefunden und damit Empörung in Chile ausgelöst. Bolsonaro hatte am Mittwoch der chilenischen Ex-Präsidentin und nunmehrigen UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet über Twitter "Einmischung" in die inneren Angelegenheiten Brasiliens vorgeworfen und dabei den von Pinochet angeführten Putsch gewürdigt.

Bolsonaro lobt Ermordung von Bachelets Vater

Bachelet habe vergessen, dass ihr Land kein neues Kuba geworden sei – und zwar nur aufgrund all jener, die den Mut gehabt hätten, 1973 mit den Linken aufzuräumen. "Unter diesen Kommunisten war auch ihr Vater, damals ein Brigadier", sagte Bolsonaro laut der spanischen Zeitung "El País".

Während Pinochets Herrschaft wurden mehr als 3.000 Regierungsgegner getötet oder verschwanden spurlos. 38.000 Menschen wurden gefoltert. Pinochet starb im Jahr 2006, ohne von der Justiz zur Rechenschaft gezogen worden zu sein.

Bachelets Vater, der Luftwaffengeneral Alberto Bachelet, hatte sich 1973 gegen die Putschisten gestellt und für sein Bekenntnis zur Demokratie mit dem Leben bezahlt. Auch die damals 22-jährige Tochter Michelle verschleppten die Helfer des Diktators, zogen ihr eine Kapuze über den Kopf und verprügelten sie.

Isabel Allende: Aussage zeigt, wie "miserabel" Bolsonaro ist

Die chilenischen Mitte-links-Politiker wiesen Bolsonaros Äußerungen einhellig zurück. "Sie zeigen nur, wie miserabel er ist", sagte die sozialistische Senatorin Isabel Allende, Tochter des von Pinochet gestürzten Präsidenten Salvador Allende (1970–1973).

Der dem rechten Lager zugehörige chilenische Präsident Sebastián Piñera betonte, er teile "in keiner Weise die Anspielungen von Präsident Bolsonaro betreffend eine frühere chilenische Präsidentin, insbesondere in Bezug auf ein derart schmerzliches Thema wie den Tod ihres Vaters". Jeder könne seine Meinung zu den chilenischen Regierungen der 70er- und 80er-Jahre haben, müsse aber immer den Respekt gegenüber den Personen wahren.

Kritik an Bolsonaro

Bachelet hatte sich Bolsonaros Unmut zugezogen, nachdem sie auf einer Pressekonferenz in Genf unter anderem "Angriffe auf Verteidiger der Menschenrechte" in den vergangenen Monaten in Brasilien kritisiert hatte. Zudem sei unter Bolsonaro die Zahl jener Menschen drastisch gestiegen, die von der Polizei getötet wurden. Davon seien vor allem Afrobrasilianer und Bewohner der Armutsviertel betroffen. (APA, 5.9.2019)