Unzählige Wetter- und Klimaumschwünge sind über den Ohridsee hinweggezogen, ohne ihn zu berühren.
Foto: APA/AFP/ARMEND NIMANI

Hannover – Mit einem Alter von 1,36 Millionen Jahren dürfte der Ohridsee an der Grenze von Nordmazedonien und Albanien der älteste See Europas sein – und hat in diesem Zeitraum eine ganze Reihe massiver Klimaumbrüche zwischen Warm- und Kaltzeiten überstanden. Heute etwa 350 Quadratkilometer groß, mögen seine Ausmaße im Verlauf des Eiszeitalters geschwankt haben, doch überstand er hartnäckig jeden Wechsel.

"Das Besondere am Ohridsee ist, dass er in den letzten knapp 1,4 Millionen Jahren kaum durch äußere Einflüsse gestört wurde", sagt Thomas Wonik vom Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik (LIAG). Weder sei der See jemals vollständig ausgetrocknet noch hätten katastrophale Ereignisse das geologische Bild verfälscht.

Von dieser Plattform aus trieben die Forscher ihre Bohrungen voran.
Foto: LIAG/T.Grelle

Seit 2013 ist das LIAG an einem internationalen Forschungsteam beteiligt, das den See untersucht. Damals wurde auch mit Tiefenbohrungen begonnen, die 584 Meter weit in die Sedimentschichten unterhalb des maximal 293 Meter tiefen Sees führten. Die so gewonnenen Sedimentproben geben Einblicke in die Klimageschichte der Region. Nach fünf Jahren geologischer, chemischer und physikalischer Analysen wurden die Ergebnisse nun in "Nature" veröffentlicht.

Geochemische Daten und Pollenfunde zeigten, dass es im nördlichen Mittelmeerraum während der verschiedenen Warmzeiten im Winterhalbjahr stark regnete, insbesondere im Herbst. Durch die warme Meeresoberfläche und den Zustrom feuchter Atlantikluftmassen entstanden ausgeprägte Tiefdruckgebiete im nördlichen Mittelmeerraum.

Solche Verhältnisse könnte der menschengemachte Klimawandel der Region erneut bescheren. Bislang liefern die Prognosen des Weltklimarats für den Mittelmeerraum kein eindeutiges Bild. Die Forscher des International Continental Scientific Drilling Program hoffen nun, dass die Ergebnisse ihrer Bohrungen zu verlässlicheren Szenarien beitragen werden. (red, 8. 9. 2019)