"Heute"-Herausgeberin Eva Dichand sieht ihren Mann Christoph Dichand und René Benko bei Gesprächen über die gemeinsame Zukunft der "Krone" nicht mehr so weit auseinander.

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Von Annäherung zwischen den Dichands und Neo-Gesellschafter René Benko im Streit der "Krone"-Gesellschafter schrieb DER STANDARD Anfang August. Nun berichtet Eva Dichand, Herausgeberin der Gratiszeitung "Heute" und Frau von "Krone"-Herausgeber Christoph Dichand, dem "Trend" von "weit fortgeschrittenen" und "sehr konstruktiven" Gesprächen mit Benko über Österreichs weitaus größte Tageszeitung.

"Es ist auf jeden Fall Zeit, den Streit zu beenden", sagt Dichand in der Titelstory des Wirtschaftsmagazins, in der sie – wie schon vor wenigen Wochen im Magazin des Auktionshauses Christie's vor allem als Kunstsammlerin auftritt.

"Benko-Seite bemüht sich sehr"

Dichand in dem Interview zum "Krone"-Streit: "Die Gespräche sind, wie ich höre, weit voran- geschritten und verlaufen konstruktiv. Die Benko-Seite bemüht sich sehr." Menschen mit Einblick in die Gespräche bestätigten dem STANDARD erst vorige Woche, dass es Gespräche der Dichands mit Benko gebe.

Immobilien-Milliardär René Benkos Signa-Gruppe ist Ende 2018 mittelbar bei der "Krone" und dem "Kurier" eingestiegen. Er hat beinahe die Hälfte der Anteile an einer Firma der Funke-Mediengruppe übernommen, in der der Essener Medienkonzern seine Beteiligungen an den österreichischen Tageszeitungen geparkt hat.

Die Funke-Holding und die Dichands halten je 50 Prozent an der "Kronen Zeitung".

Schiedsgericht am Zug

In den nächsten Wochen erwarten die "Krone"-Gesellschafter Dichand und Funke wie berichtet das Urteil eines Schiedsgerichts nach Schweizer Recht über die Vorrechte der Dichands in der "Krone" gegenüber ihren Mitgesellschaftern.

Die Funke-Gruppe hat die 1988 beim Einstieg vereinbarten (und erst 2003 formell fixierten) Vorrechte der Familie Dichand gekündigt. Den Dichands garantieren diese Vereinbarungen einen jährlichen Gewinn in hoher einstelliger Millionenhöhe unabhängig vom Geschäftsgang des Verlags, für den die Mitgesellschafter Funke geradestehen müssen, wenn die "Krone" die Summe nicht abwirft. Die Dichands haben auch das Sagen in der Redaktion und ihrer Führung. Im gemeinsamen Verlagskonzern mit dem "Kurier", der Mediaprint, müssen die "Krone"-Mitgesellschafter mit den Dichands stimmen.

Die Dichands haben die Kündigung dieser sogenannten Rahmenvereinbarung über die Vorrechte beim Schiedsgericht angefochten. Sie argumentieren im Wesentlichen, dass die Rahmenvereinbarung so eng mit den "Krone"-Gesellschaftsverträgen verknüpft ist, dass eine Kündigung auch eine Kündigung der Gesellschaftsverträge bedeutet. Laut den Verträgen aber muss ein "Krone"-Gesellschafter, der die Verträge kündigt, seine Anteile den Mitgesellschaftern zum – sehr günstigen – Buchwert verkaufen.

Entscheidend für Benko

In den Verträgen mit der Funke-Gruppe mit Benko über den Einstieg in ihrer Österreich-Holding stehen nach STANDARD-Infos Optionen. Wenn das Schiedsgericht die Vorrechte aufhebt, kann er auch die übrigen Funke-Anteile an den österreichischen Zeitungen übernehmen. Wenn nicht, hat er eine Put-Option, seine Beteiligung an der Funke-Holding für Österreich den Essenern wieder zurückzuverkaufen. Für die kompletten Funke-Anteile sollen deutlich mehr als 100 Millionen Euro Kaufpreis vereinbart sein.

Benko hat aber schon im Frühjahr in einem Interview mit der "Presse" zu Friedensgesprächen eingeladen: Er stellte den Dichands eine "beträchtliche Friedensdividende" in Aussicht, wenn ihr vertraglich garantierter Vorabgewinn, ihre Vorkaufs- und Aufgriffsrechte und andere Vorrechte "partnerschaftlich neu geregelt" würden.

Dichands Verbleib

Benko verneinte damals Interesse an den Dichand-Anteilen. Er bestätigte, dass er die kompletten Funke-Anteile übernehmen will. Christoph Dichand solle seine Funktionen bei der "Krone" behalten – er ist Herausgeber und Chefredakteur.

Dichands Entlassung

Die Funke-Gruppe indes hat vor wenigen Tagen eine neuerliche Gesellschafterversammlung verlangt, um neuerlich über eine Entlassung Dichands als Chefredakteur und Ablöse als Herausgeber abzustimmen. Im März lehnten die Dichands dies ab, die Funke-Gruppe schaltete gegen diese Gesellschafterbeschlüsse das Handelsgericht Wien ein (das Verfahren wurde bis zu einer Entscheidung des Schweizer Schiedsgerichts ausgesetzt).

Eva Dichand ist mit Christoph Dichand verheiratet, der die Familie in Sachen "Krone" vertritt. Sie ist Herausgeberin und kontrolliert über eine Stiftung rund 25 Prozent an der Gratiszeitung "Heute" und hält persönlich fast 25 Prozent an "heute.at". (fid, 5.9.2019)