Der verdächtige Stoff ist ein Öl, das aus Vitamin E gewonnen wird.

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New York – Nach drei Todesfällen und mehr als 200 Lungenerkrankungen im möglichen Zusammenhang mit dem Gebrauch von E-Zigaretten in den USA gibt es anscheinend eine heiße Spur. Untersuchungen der gerauchten Produkte hätten einen Stoff in den Fokus gerückt, der möglicherweise für die Beschwerden verantwortlich sei, berichtete die "Washington Post" am Donnerstag.

Die Gesundheitsbehörde CDC empfahl den vorläufigen Verzicht auf E-Zigaretten, solange die Ursachen der Krankheitswelle ungeklärt seien. Diese Zigaretten enthielten zahlreiche chemische Substanzen und Zusatzstoffe, "und Sie können nicht wissen, was jedes Produkt enthält", sagte die Expertin Dana Meaney-Delman.

Stoff in mehreren Liquids

Bei dem Stoff, der bei verschiedenen Marken in mehreren der sogenannten Liquids – Flüssigkeiten, die verdampft werden – vorkommt, handelt es sich demnach um ein Öl, das aus Vitamin E gewonnen wird. Die Ermittler hätten das Vitamin-E-Azetat in Proben von Cannabisprodukten gefunden, die die Erkrankten zuvor geraucht hatten.

In einigen US-Bundesstaaten ist der Verkauf von entsprechenden THC-Produkten erlaubt. Manche Patienten gaben allerdings an, nur Nikotin konsumiert zu haben.

Vitamin E kommt natürlicherweise in verschiedenen Nahrungsmitteln wie Ölen oder Nüssen vor. Wie die "Washington Post" berichtete, kann der Stoff wegen seiner molekularen Struktur beim Einatmen gefährlich werden.

Mehr Informationen benötigt

In einer Stellungnahme gegenüber der Deutschen Presse-Agentur kommentierte die FDA den Bericht nicht direkt. Sie erklärte, dass mehr Informationen benötigt würden, um die Verbindung zwischen speziellen Produkten oder Substanzen und den gemeldeten Krankheitsfällen besser zu verstehen. "Es gibt keine Substanz, einschließlich Vitamin-E-Azetat, die in allen Proben identifiziert wurde", hieß es. Die Zusammensetzung der Stoffe in den Proben, von denen die FDA nun schon mehr als 100 erhalten habe, seien nur ein Stück des Puzzles. Die Untersuchungen gehen demnach weiter.

In den USA hatten sich die Meldungen ungeklärter Lungenerkrankungen, die nach dem Konsum von E-Zigaretten auftraten, in den vergangenen Wochen gehäuft. Mehr als 200 Erkrankungen und zwei Todesfälle waren in einer Reihe von US-Staaten aufgetreten. Die Symptome reichten von Atembeschwerden, Atemnot und Brustschmerzen bis hin zu Fällen von Magen-Darm-Erkrankungen mit Erbrechen und Durchfall. Viele der Betroffenen hatten Liquids mit dem psychoaktiven Cannabis-Wirkstoff THC konsumiert.

Aromastoffe verboten

In Bundesstaat Michigan wurden vergangene Woche zudem Aromastoffe in E-Zigaretten verboten. Gouverneurin Gretchen Whitmer begründete dies damit, dass die Hersteller diese süßlichen Stoffe gezielt verwendeten, "um Kinder an Nikotin zu gewöhnen" und den irreführenden Eindruck zu erwecken, "dass ihre Produkte nicht gefährlich sind". E-Zigaretten ohne die Aromastoffe bleiben in Michigan aber erlaubt.

Schätzungen zufolge nutzen in den USA 3,6 Millionen Schüler und Schülerinnen die batteriebetriebenen Geräte, in denen nikotinhaltige Flüssigkeit verdampft wird. Der Rauch von E-Zigaretten enthält zwar in der Regel deutlich weniger Schadstoffe als jener aus normalen Zigaretten. Die Geräte bergen laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) dennoch Gesundheitsrisiken. E-Zigaretten enthalten demnach neben Nikotin auch metallhaltige Schwebestoffe. Befürworter der E-Zigarette argumentieren, sie könne Rauchern helfen, von der Tabaksucht loszukommen. (APA/red, 6.9.2019)