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Neue Punkte im Lebenslauf: die Hausarbeit, das Ehrenamt.

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Liebe Recruiter! Soziale Kompetenz wird im Maschinenzeitalter zum zentralen Gütepunkt für Mitarbeiter. Die Menschen in der Firma sollen das können, was künstliche Intelligenzen nicht können: Menschen verbinden, Menschen bei ihrer Entwicklung helfen, sie verstehen und zusammenhalten, was ungleich ist. Empathisch. Mitarbeiter sollen anschlussfähig sein an alle diversen Teile der Kollegen und Brücken zwischen (verfeindeten) Abteilungen bauen. Dann sind sie besonders begehrt, weil sie die Firma im Inneren zusammenhalten.

Das verstehe ich gut. Ich verstehe auch gut, dass deswegen soziales Engagement weitab vom Firmenzweck gefragt ist, das Ehrenamt (unbezahlte freiwillige Arbeit) im Lebenslauf besonders viele Punkte erhält und Unternehmen sogar ganze Abteilungen zum Corporate Volunteering schicken – also tageweise in Sozialorganisationen senden, damit sie dort lernen, was es heißt, in neuen Kontexten zu arbeiten und einmal nicht den Schutz des Ablaufmanagements der Firma zu haben. Diesen Erfahrungsschatz sollen sie dann im Unternehmen umsetzen. Gute Übung!

Ich verstehe nicht, warum ein solcher Erfahrungsschatz und andauernder Krisentest nichts gilt, wenn er in Familienarbeit erworben wird. Täglich. Nächtlich. Und unter Zurückstellen der eigenen Bedürfnisse und Person. Das zählt im Lebenslauf gar nichts. Im Gegenteil, es gilt als Handicap. Eigenartig, weil erstens ist das ja nicht in drei Tagen getan, sondern umfasst viel mehr. Mehr an Herausforderung für einen selbst und die Herausforderung, immer Neues in immer neuen Situationen zu lernen und zu lehren. Das verlangt Empathie, Engagement, Hingabe, einen offenen, liebevollen Zugang und sehr viel Pragmatismus, eine große Portion Härte gegen sich selbst sowie permanentes Vor- und Nachdenken über andere. Plus Planungsgeschick im Chaos.

Eigentlich solltet ihr euch um Wiedereinsteigerinnen und Wiedereinsteiger reißen. Sie können, was sich andere nicht einmal vorstellen. Wenn es wirklich um soziale Kompetenzen geht, dann muss das Thema sein. (Karin Bauer, 11.9.2019)