Wien – Die Forderungen sind nicht neu. Doch im Zuge der Debatte rund um Klimagerechtigkeit und Umweltschutz erhofft sich die Arbeiterkammer neuen Fahrtwind für den Wunsch nach einem Öffi-Ausbau im Osten Österreichs. Die wichtigsten Anliegen: Ein Gesamtticket für die Region, bessere Infrastruktur und den Ausbau der Park and Ride-Anlagen.

Grundlage für die aufgestellten Forderungen bietet eine Online-Umfrage der Arbeiterkammern Wien, Niederösterreich und Burgenland, im Rahmen derer Pendler zu ihren Sorgen und Nöten befragt wurden. Der drängendste Wunsch, so die AK, war jener nach einer günstigen Netzkarte für den gesamten Verkehrsverbund in der Ostregion: 95 Prozent halten diese Idee für "sehr sinnvoll" oder "sinnvoll."

Was so ein Ticket kosten soll, will man aber nicht genau beziffern. Das hat dafür die SPÖ im Zuge des Wahlkampfs getan: Für zwei Euro pro Tag soll man in drei Bundesländern ein Jahr lang die Öffis nutzen können. Dieser Vorschlag gehe zumindest "in die richtige Richtung" heißt es dazu seitens der Kammer. Auch die Grünen fordern für zwei Euro "über die Landesgrenze" zu kommen.

5,5 Milliarden für Öffi-Ausbau

Was sagen die Länder dazu? Wien signalisierte bereits zuvor Offenheit. "Wien hat ein Problem mit rund 200.000 Autos, die sich jeden Tag in die Stadt hineinstauen", sagt Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne). Dieses Problem bekomme man nur in den Griff, in dem man den öffentlichen Verkehr in großem Stil ausbaue und den Menschen "gute und leistbare Alternativen" biete, was auch ein "leistbares Öffi-Ticket für das Wiener Umland" bedeute.

Während man im Burgenland darin einen "sehr interessanten Vorschlag, bei dem aber auch der Bund stark gefordert wäre" sieht, wie es aus dem Büro des zuständigen Landesrates Heinrich Dorner (SPÖ) heißt, steht man der Idee in Niederösterreich eher ablehnend gegenüber. Vielmehr wolle man die Öffi-Angebote bis 2030 um "bis zu 30 Prozent ausbauen", sagt Mobilitäts-Landesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP).

Es braucht ein "sowohl als auch", betont AK-Verkehrsexpertin Sylvia Leodolter. Konkret sollen zehn Milliarden Euro in den nächsten zehn Jahren bundesweit in den Klimaschutz investiert werden. Um mehr Autopendler zum Umstieg zu bewegen, sollen 5,5 Milliarden in den Öffi-Ausbau, insbesondere in der Ostregion, investiert werden.

Mehr Züge gefordert

Was die Umfrage außerdem zeigte: Mehr als ein Drittel der Befragten braucht für ihren Weg zur Arbeit hin und retour über zwei Stunden, elf Prozent länger als eineinhalb Stunden pro Strecke.

36 Prozent sind sehr unzufrieden oder unzufrieden mit der Pünktlichkeit der Züge. Kommt ein Zug zu spät, wünscht sich ein Großteil der Befragten außerdem genauere Informationen zur Dauer. 32 Prozent wünschen sich außerdem mehr Verbindungen. Etwa die Hälfte der Autopendler gibt an, dass sie bei einem Öffi-Ausbau mit dichteren Takten und besseren Zubringern zu den Bahnhöfen auf das Auto verzichten würden.

Unterschiede bei Strecken

Wer denkt, dass alle, die sich in der Früh ins Auto setzen keine Öffi-Nutzer sind, irrt: Etwas mehr als die Hälfte der Autopendler steigt mindestens ein Mal auf ein öffentliches Verkehrsmittel um. Viele lassen also etwa ihr Auto bei einer Park and Ride-Anlage stehen. Viele wünschen sich deshalb mehr Parkplätze bei den Bahnhöfen.

Es zeigten sich durchaus Unterschiede bei den verschiedenen Strecken: Weitgehend gut schnitt etwa die Westbahn ab, besonders schlechte Bewertungen fuhr die Nordbahn Richtung Gänserndorf ein, inbesondere was die Pünktlichkeit und die Ausstattung, etwa W-Lan, betrifft. (van, 6.9.2019)