Die Station Hernals der Vorortelinie – für manche Wiener ist das lagetechnisch jenseits von Gut und Böse.

Foto: Maria von Usslar

Es komme, was da wolle, außerhalb des Gürtels ziehe sie nicht, hörte ich unlängst eine Frau in der U-Bahn erzählen – "viel zu weit draußen". Sie war nicht die erste Wienerin, die ich traf, für die die unendlichen Weiten jenseits des Gürtels scheinbar verbotenes Land bedeuteten. So erklärte mir schon vor Jahren eine Kollegin, zu einem Termin auf die Mariahilfer Straße fahre sie nicht – "viel zu weit draußen". Und ein anderes Mal hörte ich in der Bim ein paar Jugendliche in Schuluniformen darüber lachen, dass einer ihrer Klassenkameraden in Neuwaldegg, also "auf dem Land", wohne.

Als jemand, der selbst an der Vorortelinie daheim ist, kann ich da nur schmunzeln und genieße derweil das viele Grün, das laue Lüftchen, das selbst im Sommer weht, und vom Schlafzimmerfenster aus den abendlichen Sonnenuntergang über dem Wienerwald. Übrigens gilt auch bei dieser Lage meist die Regel: In Wien braucht man fast nirgendwohin länger als eine halbe Stunde. (Bernadette Redl, 9.9.2019)