Was bei klischeehafter Behandlung des Metal-Fachs – und sehr oft schreien seine Vertreter ja danach – vergessen wird: Es gibt auch Spielarten, die ohne Grunzen, Brunftlyrik und Höllenfeuerversprechen ihr Auskommen finden.

Das muss man nicht gleich als Damen-Metal diffamieren, bemühen wir einfach das Wort niederschwellig, was den Zugang betrifft. Eine solche trotz Heaviness eher leicht verdauliche Band tritt am Sonntag in der Wiener Arena auf: Soen.

SoenOfficial

Das ist eine Combo aus dem lichtfernen Schweden, die dem Progressive Metal zugeordnet wird. Sehr oft handelt es sich dabei um Bands, die sich bemühen, dass ihre Texte halbwegs verstanden werden. Die Themen hier: Isolation, Schmerz, Sehnsucht – also nicht bloß Luzifer und Beelzebub. Andererseits natürlich auch Klischee, aber wo gibt es das nicht?

Ein Durchhaus von Band

Gegründet als eine Art Supergroup 2012, hat sich die Band ein wenig als Durchhaus erwiesen. Nach vier Alben hat sie fast schon ebenso viele ehemalige wie aktuelle Mitglieder. Der wahrscheinlich prominenteste Ex ist der Bassist Steve DiGiorgio, den man unter anderem von Autopsy her kennt, der aber generell einen Stammbaum besitzt, der an die Spezies der Windhunde erinnert. Wie ein Fels in der Brandung sitzt hingegen Martin López am Schlagzeug. Der stand früher einmal bei den tödlichen Opeth im Sold.

SoenOfficial

Mit Soen hat er heuer das Album Lotus veröffentlicht, eine Sammlung von acht Songs. Darunter befinden sich mit River oder dem Titelstück auch Balladen, die komplett auf den Zusatzstoff Härte verzichten. Soen und Sänger Joel Ekelöf schaffen so eine Chronologie, die am Ende den Eindruck eines durchdachten Albums hinterlässt.

Live und bei entsprechender Lautstärke wird diese Musik natürlich ihr zweites Gesicht zu erkennen geben, aber darum geht man ja auf ein Konzert, sonst könnte man sich ja gleich mit dem Tonträger begnügen. (flu, 7.9.2019)