Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) will auf keinen Fall von Prof. Bordauer (Sebastian Bezzel) und seiner Assistentin Malina (Dominique Chiout) beim Spionieren ertappt werden

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Am Ufer des Rheins steht ein Rollstuhl im Wasser. Sein Benutzer ist verschwunden. Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und ihre Partnerin Johanna Stern (Lisa Bitter) nehmen die Suche auf – und stoßen in eine Welt vor, die ihnen und wahrscheinlich 99,9 Prozent der Krimizuschauer völlig unbekannt ist: jene der neuronalen Forschung, die querschnittsgelähmten Menschen das Gehen und Alzheimerkranken Demenzstopp verspricht. Zumindest laut dem Filmplot, der den Stand dieser Wissenschaft höchst fantasiebegabt interpretiert.

Bewerkstelligt nämlich werden die medizinischen Wunder im 69. Odenthal-Tatort durch eine SIM-Card-ähnliche "Platine", die der Stararzt Sven Bordauer (Sebastian Bezzel) seinen Patienten in den Kopf implantiert. Laut Medizinexperten ist das reine Fiktion – im Film bietet es Anlass für allerlei wissenschaftsskeptische Bemerkung.

Überhaupt wird in dem Streifen nicht mit dramatischen Worten gespart. "Wissen Sie, was der größte Erfolg des Teufels ist? Dass er uns Menschen glauben gemacht hat, dass es ihn nicht gibt", orakelt da, auf Bordauer angesprochen, der Spitalsseelsorger Ellig (Heinz Hoenig). Auch sind die vorkommenden Charaktere großteils stereotyp, von der hartgesottenen Ordinationshilfe (Annalena Schmidt) bis hin zum halbseidenen Boss einer Gruppe von Ludwigshafener Autotuner-Machos, gespielt von dem sonst eher mit einem Urtiroler assoziierten Gregor Bloéb.

Am Ende muss sich Odenthal noch mit einem neurowissenschaftlichen Monster messen. Der Tatort war schon einmal besser. (Irene Brickner, 7.9.2019)