Künstler Klaus Littmann realisiert in Klagenfurt das Projekt "For Forest".

Foto: APA/GERT EGGENBERGER

Sechs Jahre lang hat er mit der Stadt diskutiert und verhandelt, ab Sonntag schließlich trägt der Kampf, der in Klagenfurt zu einem Politikum ausgeartet ist, zwar nicht Früchte, aber doch Nadeln und Blätter: Für die Dauer von sieben Wochen stellt der Schweizer Künstler und Organisator Klaus Littmann im sonst gähnend leeren Wörthersee-Stadion seine temporäre Installation For Forest aus (siehe ALBUM, Seite 8). Das Projekt ist ein Zitat einer Zeichnung des Wiener Künstlers Max Peintner von 1970, die mittlerweile im New Yorker MoMA hängt.

"Es ging mir darum, in das Stadion einen Mischwald zu stellen, der von den Tribünen aus angeschaut werden kann wie Tiere im Zoo", sagt der 67-Jährige. Die Realisierung des Projekts, das Littmann in keiner Schublade sehen will, obwohl er in einem Atemzug gerne auch Christo und seinen Lehrer Joseph Beuys an der Düsseldorfer Kunstakademie erwähnt, ist angesichts der aktuellen Brände in Afrika und Südamerika eine Watsche für die Politik. "Der Zeitpunkt ist unheimlich, oder?"

Attacken auf der Straße

Auch Littmann selbst, der in Basel sein Büro Littmann Kulturprojekte betreibt und für die Dauer seines Waldprojekts in Klagenfurt Wurzeln geschlagen hat, musste in den letzten Monaten einiges an verbalen Attacken wegstecken – an physischen ebenso. Einmal wurde der Waldmacher auf offener Straße angegriffen und auf die Fahrbahn gestoßen: "Verschwind mit deinem Scheißwald!"

Littmann nimmt es nach 25 Jahren Erfahrung und dutzenden Projekten mit Gelassenheit: "Bei Kunst im öffentlichen Raum muss man seine Gegner nicht suchen. Die kommen ganz von allein." Umso geschickter, dass er mit der Kronen Zeitung eine Kooperation einging. Vor einer Woche erschien, bevor die Fotos irgendeinem anderen Medium ausgehändigt wurden, eine 16-seitige Sonderbeilage zum Projekt.

Ein Bild für die ganze Welt

Über Geld spricht Littmann, der als Kind Afrikaner – wie sein Lieblingstaxifahrer – und später Kameramann werden wollte und den die Aura eines zielstrebigen, doch sympathischen Unternehmers umgibt, so gut wie nie. Finanziert hat er sein Projekt übrigens ohne Steuergelder – sondern mit Merchandising-Produkten, mit dem Verkauf von Baumpatenschaften sowie mit Finanzspritzen von Basler Mäzenen und einem Klagenfurter Immobilienentwickler. "Dieses Bild", sagt Littmann, der zwar nicht malen, dafür aber mit Stiften und Gedanken zeichnen kann, "wird um die Welt gehen." (Wojciech Czaja, 7.9.2019)