Als Coach der Dorados de Sinaloa aus Mexiko war Diego Armando Maradona nur selten guter Laune.

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Der Name ist imposant: Club de Gimnasia y Esgrima La Plata. Die Situation ist verzweifelt: Tabellenschlusslicht der argentinischen Fußballliga mit nur einem Punkt aus fünf Runden. Als Spieler zumeist in lichten Höhen, taucht Diego Maradona als Trainer immer wieder tief ab. "Wir haben den Größten gefunden für ein großes Problem", sagte GELP-Präsident Gabriel Pellegrino. Für eine Saison, und ohne tief in die Tasche greifen zu müssen. "Ich komme nicht, um den Klub in den Ruin zu treiben. Was ihr mir bezahlen könnt, ist okay für mich", sagte Maradona in den letzten Stunden vor der Einigung.

"Diego existiert in keiner anderen Welt als auf einem Fußballplatz. Das ist sein Leben, sein Traum", sagt Trainerlegende Cesar Luis Menotti zur Wahl seines einstigen Schützlings. Nach zwei Stationen in den Vereinigten Arabischen Emiraten und zwei gescheiterten Aufstiegsanläufen mit Mexikos Zweitligist Dorados de Sinaloa bietet ihm ein charmanter Traditionsklub die Chance zur Rückkehr in die Heimat, wo der Kapitän der Weltmeister von 1986 trotz aller Skandale noch immer verehrt wird.

Neun Jahre nach seinem grandiosen Scheitern als argentinischer Teamchef im Viertelfinale der WM 2010 gegen Deutschland (0:4) grüßte der 58-Jährige die Fans der "Wölfe" per Instagram: "Lasst uns mit Seele und Leben für El Lobo arbeiten." Am Sonntag ist das 33.000 Zuseher fassende Stadion El Bosque in der Hauptstadt der Provinz Buenos Aires bei Maradonas offizieller Vorstellung voll. Sein Debüt auf der Bank steigt nach der Länderspielpause am 15. September gegen Meister Racing Club, den Maradona vor 24 Jahren auf seiner letzten Trainerstation in der argentinischen Primera Division betreute.

Arbeit am Körper

Noch arbeitet Maradona nach einer Knieoperation an seiner Fitness – abgeschottet in seiner Villa in Bella Vista, einem Nobelviertel von Buenos Aires, rund 100 Kilometer von seinem neuen Arbeitsplatz entfernt. Ein von seinem Berater Matias Morla getwittertes Video zeigt den einst Goldjunge Geheißenen übergewichtig, humpelnd, anfangs ernst, zwischendurch lächelnd, insgesamt aber vor allem mitleiderregend.

Die Trainingsarbeit wird daher vorerst der einstige Teamverteidiger Sebastian Mendez verrichten. Und Maradona? "Er verpflichtet dich mit seiner Präsenz, gut zu spielen, eine Partie zu gewinnen, offensiv zu sein, Charakter zu zeigen", sagt Menotti, unter dem Maradona 1979 U20-Weltmeister wurde.

"Bienvenido, Diego", verkündete Gimnasia und wiederholte das "Willkommen" in sechs weiteren Sprachen, darunter Russisch. Schließlich ließ sich Maradona im Vertrag die Freistellung für schon abgesprochene Termine mit den autoritären Staatsführern von Venezuela und Weißrussland festschreiben. Aber ein Leben ohne Fußball kommt nicht infrage. Menotti: "Der Ball und er kamen zusammen auf die Welt." (red, sid, 6.9.2019)